Münsingen - Ortsplanung ist auf Kurs

Von den 29 Einsprachen gegen die Ortsplanungsrevision Münsingen konnten acht aus der Welt geschafft werden. Einige Projekte sind aber nach wie vor umstritten. Der revidierte Ortsplan liegt erneut auf.

Lisa Stalder / Der Bund
Einzonungen kommen in der Region Bern derzeit nicht sonderlich gut an: In jüngster Vergangenheit haben die Gemeinden Bolligen, Ittigen, Stettlen und Wohlen grössere Einzonungen bachab geschickt. Vergangene Woche gab zudem der Gemeinderat von Kehrsatz bekannt, vorerst ganz auf die Ortsplanungsrevision zu verzichten. Dies, weil die geplanten Einzonungen beim Volk keine Chance hätten.

Auch der Münsinger Gemeinderat musste erfahren, dass es in der heutigen Zeit schwierig ist, der breiten Bevölkerung grössere Bauvorhaben schmackhaft zu machen – besonders wenn dabei eine Grünfläche verbaut werden müsste. Dies, als das Stimmvolk im vergangenen November die Einzonung und Überbauung des Waletals sehr deutlich ablehnte. Im Waletal hätten 57 Ein- und Mehrfamilienhäuser entstehen sollen.

Acht Beschwerden bereinigt

Trotz dieser Niederlage ist der Münsinger Gemeinderat guter Dinge, dass die laufende Ortsplanungsrevision ein positives Ende finden wird. Denn: «Grundsätzlich begrüsst die Bevölkerung eine massvolle und gesunde Entwicklung der Gemeinde», sagt der zuständige Gemeinderat Hans Rudolf Schönenberg (fdp). Dies habe nicht zuletzt die Mitwirkung im Jahr 2008 gezeigt, als die Verwaltung viele positive Rückmeldungen erhielt. Als der revidierte Ortsplan sowie das überarbeitete Baureglement im Sommer 2009 öffentlich auflagen, gingen dagegen 29 Einsprachen ein. Acht Einsprachen seien in der Zwischenzeit aus der Welt geschafft worden, sagt Schönenberg. Bei einer davon handelte es sich um eine Einsprache von Anwohnern des Erlenauwegs, wo bereits zwei grosse Gewerbebauten bewilligt sind. Man habe sich nun darauf geeinigt, dass anstelle der zwei grossen Blöcke sechs kleinere Mehrfamilienhäuser, zwei davon mit einer reduzierten Gebäudehöhe, gebaut werden sollen, sagt der Leiter des Ressorts Bau. Mit weiteren sechs Einsprechenden werde derzeit noch verhandelt. Die Aussichten, dass auch hier eine Lösung gefunden werden könne, seien nicht schlecht.

Andere Pläne des Gemeinderats stossen hingegen nach wie vor auf Widerstand: Dieser richtet sich vor allem gegen die geplanten 81 Wohneinheiten in der Eichlirüti. Aber auch gegen eine Projektidee, welche der Gemeinderat im Gebiet Bahnhof West verwirklichen möchte. Hier sollen dereinst Wohnraum und Gewerbefläche entstehen. Über die zwölf nicht bereinigten Einsprachen wird der Kanton entscheiden müssen.

35 Wohnungen pro Jahr nötig

Schönenberg betont, dass es für die Ortsplanungsrevision höchste Zeit sei. Denn: «Wir brauchen dringend neues Bauland, um die Nachfrage nach Wohnraum decken zu können.» Während in den 1990er-Jahren in der Aaretaler Gemeinde ein regelrechter Bauboom herrschte und die Steuerzahler in Scharen nach Münsingen zogen, hat sich die Einwohnerzahl nun bei rund 11 000 eingependelt. Zwar wünsche sich niemand das Wachstum von damals zurück – die Gemeinde hatte zwischen 1997 und 2002 jährlich rund 850 Neuzuzüger zu verkraften. Doch die Anzahl Bewohnerinnen und Bewohner sollte auch nicht weiter abnehmen, wie dies seit einiger Zeit der Fall sei, sagt Schönenberg. Doch genau das würde passieren, wenn pro Jahr nicht mindestens 35 neue Wohnungen gebaut würden. Oder anders ausgedrückt: «Um den Bedarf der nächsten 15 Jahre zu decken, sind 18 Hektaren Bauland nötig.»

Parlament stimmt im Juni ab

Da der Gemeinderat nach den Einspracheverhandlungen verschiedene Anpassungen vorgenommen habe, rechne er nicht mehr mit einer grossen Opposition, sagt Schönenberg. Dennoch ist es noch ein weiter Weg, bis in Münsingen neue Wohnungen gebaut werden können. Der zum zweiten Mal revidierte Ortsplan liegt noch bis zum 19. März öffentlich auf. Im Juni wird das Parlament über das Geschäft befinden. Um die Gefahr zu vermeiden, dass die gesamte Ortsplanungsrevision Schiffbruch erleidet, lässt der Gemeinderat die Ratsmitglieder über die verschiedenen Einzonungen einzeln abstimmen. Zudem will Schönenberg in den nächsten Wochen alle Fraktionen einzeln informieren. Stimmt das Parlament den Änderungen zu, könnte aber das Volk zum Spielverderber werden: Denn für die Bevölkerung besteht die Möglichkeit, das fakultative Referendum gegen einzelne Parlamentsentscheide zu ergreifen.

Der revidierte Ortsplan sowie das Baureglement liegen noch bis zum 19. März auf der Bauverwaltung an der Thunstrasse 1 in Münsingen öffentlich auf.

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Lisa Stalder / Der Bund
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Erstellt: 04.03.2010
Geändert: 04.03.2010
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