Münsingen - Linke bodigen Hundehalle

Familie Glur kann die Hundehalle neben der Autobahn nicht bauen. Das Parlament lehnte die Überbauungsordnung knapp ab.

Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ

Hanspeter Glur ist nicht nur enttäuscht. Er ist «sehr, sehr, sehr» enttäuscht. Die Familie des 74-jährigen Münsingers betreibt neben der Autobahn seit Jahren ein Pferdesportzentrum. Nun wollte sie dort auch noch ein Hundesportzentrum bauen. Doch am Dienstagabend musste Glur miterleben, wie das Gemeindeparlament die Überbauungsordnung hauchdünn ablehnte. 14 Ja-Stimmen aus dem bürgerlichen Lager standen 15 Nein von linker Seite gegenüber.

 

Umstrittene Fachberichte

Glur ärgert sich vor allem über gewisse Argumente der Gegner, die das Projekt zu Fall gebracht haben. «Es kann nicht sein, dass die Parlamentarier die Berichte der Fachstellen infrage stellen.» Wie aus dem Antrag hervorgeht, arbeiteten Glurs eng mit der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission und dem Amt für Landwirtschaft zusammen. Aus Sicht des Gemeinderats entstand so ein «für alle Beteiligten verträgliches» Projekt.

«Es ist nicht so, dass die Fachstellen Feuer und Flamme für das Projekt gewesen waren», sagt Parlamentarier Heinz Malli (parteilos, SP-Fraktion). Zudem gebe es unter Ökologen unterschiedliche Ansichten. Malli, selbst Biologe, sprach sich klar gegen das Projekt aus. Das Tiersportzen­trum hätte in einer geschützten Landschaft von nationaler Bedeutung gebaut werden sollen. «Aus meiner Sicht wäre es falsch gewesen, nur für private Interessen den Zonenplan zu ändern.»

Streitpunkt Verkehr

Ausschlaggebend war letztlich der Verkehr, den ein Hundeportzentrum mit sich bringen würde. Heute verursachen Hundesportler in Münsingen täglich rund 40 Fahrten. Mit dem neuen Zen­trum wären es 90 zusätzliche Fahrten gewesen - bei einem Gesamtaufkommen von 4000 Fahrten auf der Belpbergstrasse. «Den Mehrverkehr hätte man kaum bemerkt», sagt Glur.

Malli sieht es anders «Die Zunahme sieht auf den ersten Blick nach wenig aus.» Auf der Belpbergstrasse sei es aber heute schon eng. Zudem sollte die Hundehalle Leute aus der ganzen Schweiz anziehen. «Es hätte sich nicht nur um regionalen Verkehr gehandelt.»

Die bürgerlichen Parteien waren dafür. «Aus meiner Sicht wäre das eine gute Sache gewesen», sagt Urs Strahm (SVP). Heute müssten die Betreiber von Hundesport oft bis ins Ausland fahren. Das Münsinger Projekt war für ihn deshalb umweltfreundlich. «Der Investor hat enorme Hürden genommen.»

Auch der Gemeinderat stand hinter dem Projekt. «Es hätte auch anders herauskommen können», sagt Andreas Kägi (FDP) zum knappen Resultat. Mit dem politischen Ergebnis könne er leben. Ihn störe aber, dass sich viele der jetzigen Gegner nicht schon in der Mitwirkung zu Wort gemeldet haben. Nur die Grünen und die Grünliberalen hatten sich an der Mitwirkung beteiligt. «Die Forderungen der Grünliberalen wurden sogar allesamt berücksichtigt», sagt Kägi.

Rubigen oder Wichtrach?

Der Familie Glur nützt das nichts mehr. «Wir müssen jetzt erst einmal darüber schlafen», sagt Hans­peter Glur. Am Wochenende werde die Familie an einer Sitzung besprechen, wie es weitergehe. «Wir müssen schauen, was jetzt noch drin liegt.»

Vielleicht gebe es in Rubigen oder Wichtrach eine Möglichkeit, die Pläne doch noch zu verwirk­lichen.


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Erstellt: 03.12.2015
Geändert: 03.12.2015
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