Münsingen - Line-Dance wird immer beliebter

Exakt in der Linie zu Countryklängen tanzen: Das wollen in der Schweiz immer mehr Leute. Wer mithalten will, muss sich bis zu 64 Tanzschritte merken – und viel üben. Im Restaurant Traube treffen sich die Fans zum Training.

Ursula Grütter / Berner Zeitung BZ

Der Bau könnte irgendwo auf der Welt stehen: schlichte Holzwände, ein paar Reihen Tische, Stühle und eine freie Fläche zum Tanzen. Was global anmutet, befindet sich mitten in Münsingen, beim Restaurant Traube. Jeweils am Donnerstag wähnt man sich hier aber im Westen der USA. Countrymusik läuft, und die Anwesenden tragen Cowboystiefel. Sie frönen im Clublokal ihrem Hobby, dem Line-Dance. Der «Tanz in Reihen» wird in der Schweiz immer beliebter. Nadin Schwendimann (27) aus Münsingen hat eine Erklärung: «Wenn der Partner oder die Partnerin nicht gerne tanzt, ist das kein Problem, Line-Dance ist kein Paartanz. Ich kann alleine hinkommen und mich einfach in der Linie einreihen.» Sagts und steigt aufs Tanzparkett. Was die nicht ganz schlanke Frau dort vorführt, ist eindrücklich. Jeder Schritt sitzt. «Schwierig zu lernen ist es nicht», beteuert sie. «Oder vielleicht müsste ich sagen, dass es einige schneller und andere weniger schnell lernen. Spass daran haben sicher alle.» Als Nadin Schwendimann vor zwei Jahren im Internet nach einer Line-Dance-Gruppe Ausschau hielt, wurde sie am Wohnort fündig. Der «Kickin’ Kountry Klub»  freue sich über neue Mitglieder. «Ich kannte anfänglich niemanden, doch der Zusammenhalt ist super. Ich fand schnell Kolleginnen», sagt die Kinderbetreuerin.

 

Halle war schon bald zu klein

 

Der Club wurde 1995 gegründet, zu einer Zeit, als der amerikanische Tanz in der Schweiz noch fast unbekannt war. «Es existierte einzig ein Club in Zürich», erinnert sich Mitgründerin Martha Röthlisberger. Ein Paar aus Amerika gab in der Schweiz einen Kurs. Für Röthlisberger der Anstoss, nach Gleichgesinnten Ausschau zu halten. Sie mochte nicht mehr auf die Wildwestatmosphäre verzichten. In dieser Zeit wurde auch der Dachverband Swiss Country Western Association gegründet. 2004 startete der Verband mit einer Line-Dance-Party in Zofingen. Über 200 Leute kamen. Weil die Halle bald zu klein war, stieg die Party später in Wettingen. Doch die 700 Plätze sind stets ausverkauft, jetzt plant der Verband, die Anlässe in Langenthal durchzuführen. In der dortigen Halle haben 2000 Leute Platz, das sollte nun reichen.

 

Line-Dance wird auf der ganzen Welt gleich getanzt. Kennt man die Schritte, kann man sich in die Reihe stellen und mitmachen. Doch bevor es so weit ist, müssen Anfänger üben, mit Drehungen in die falsche Richtung fällt man in der Gruppe auf, mit Beinschwingen im falschen Moment auch. Marlise Langenegger aus Heimberg hat es soeben wieder erfahren. Aus fünf links, sechs nach aussen wurde plötzlich halb herum und Schluss. Entmutigen lässt sich die 52-Jährige nicht. «Line-Dance ist ein gutes Gedächtnistraining», konstatiert sie. Um mithalten zu können, übt sie zu Hause vor dem Bildschirm: «Auf Youtube werden alle Schritte von einer Person vorgetanzt, so kann ich mir das Ganze besser merken.»

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Erstellt: 21.06.2011
Geändert: 21.06.2011
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