Mühle Hunziken: Vom Paradies im Atlantik unter die Palme in der Provinz

Was für ein Novum: Mit Heather Nova ist am 15. März eine der schönsten Stimmen der Singer-Songwriter-Szene in der Mühle Hunziken zu hören – rechtzeitig zum 20-Jahr-Jubiläum des Albums «Oyster», mit dem ihr der Durchbruch gelang.

Michael Gurtner, Berner Zeitung BZ

Man schrieb das Jahr 1994. In England begann die grosse Britpop-Battle zwischen Blur und Oasis (mit dem heimlichen Sieger Pulp), in Deutschland setzte die Kelly Family Millionen um, in den USA verkaufte sich keine andere Single so oft wie «The Sign» von Ace of Base. Und plötzlich tauchte im Oktober jenes Jahres  ein neues Gesicht in der Musikszene auf. Und vor allem: eine neue Stimme. Hell und klar, mal sanft und schmeichelnd, mal forsch und fordernd, immer in Emotionen getränkt. «I want you to come walk this world with me», sang Heather Nova. Es war Aufforderung und Verheissung zugleich. Denn wer sich darauf einliess, mit dieser jungen Sängerin und ihren Songs über die Welt zu wandeln, sollte in den kommenden Jahren auf dieser Reise reich belohnt werden. Eine Reise, die für Nova selber einst auf den Bermudas begann. Und welche die Sängerin nun wieder unter eine Palme führt: jene, die im Logo der Mühle Hunziken prangt, wo die heute 46-Jährige am Samstag auftritt.

        

Die helle Seite des Mondes

        

Wahrlich exotisch waren die ersten Lebensjahre der Heather Allison Frith, wie sie mit bürgerlichem Namen heisst. Es war Ende der 60er-Jahre, als ihr von den Bermudas stammender Vater seinen Beruf als Architekt an den Nagel hing, die Kinder aus der Schule nahm, das Haus verscherbelte und dafür eine kleine Insel fernab der Zivilisation kaufte. Fortan lebte die Familie abwechslungsweise auf der Insel und einem grossen, vom Vater selber gebauten Segelboot namens Moon, mit dem sie durch die Karibik schipperte. Ein Windgenerator auf Deck lieferte die Energie für ein Kassettengerät. Bob Dylan, Van Morrison oder Joan Baez weckten in der kleinen Heather die Liebe zur Musik. Noch als Teenager verliess sie Moon und Familie, um in den USA eine Kunstschule zu besuchen – und schliesslich in London ihr Glück als Songschreiberin zu versuchen. Nach ersten Aufnahmen und kleinen Erfolgen kam in jenem Jahr 1994 der Durchbruch mit dem Album «Oyster» und der Single «Walk This World».

        

Der Monduntergang

        

Die Welt bereiste Heather Nova nun mit ihren  eleganten, anmutigen, folkig-rockigen Popsongs, die oftmals von der in ihrer Kindheit wurzelnden tiefen Verbundenheit mit der Natur geprägt sind. Und sie kehrte schliesslich vor einigen Jahren auf die Bermudas zurück, wo sie von einem einheimischen Fischer zur längst aus dem Verkehr gezogenen und nun auf dem Meeresgrund liegenden Moon geführt wurde. «Ich war völlig überwältigt von Gefühlen», erzählt sie. «So viele Erinnerungen aus meiner Kindheit kamen zurück: die Magie dieser Tage, das unglaubliche Abenteuer, auf das uns unsere Eltern mitgenommen hatten, um ihre Träume zu erfüllen.» Der Fischer holte für die Sängerin den Kompass der Moon aus dem Wrack. Dieser gab die Richtung vor: Heather Nova begann Songs über die Kindheit, Erinnerungen, Verlust und Hoffnung zu schreiben, nahm sie am Meer auf den Bermudas auf. «Ich hatte das Gefühl, ich bringe meine Musik nach Hause», sagte sie.

        

Der Vollmond

        

So entstand Heather Novas bisher letztes Album «300 Days at Sea». Bestimmt wird sie diese Songs und all die Erinnerungen an die Tage auf der Moon mit im Gepäck haben, wenn sie am Samstag nach  Rubigen in die Mühle Hunziken reist. Übrigens am Tag vor dem Vollmond. Wenn das mal nicht passt.

 

[i] Konzert von Heather Nova Sa, 15. 3., Mühle Hunziken, Rubigen.


Autor:in
Michael Gurtner, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 13.03.2014
Geändert: 13.03.2014
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