Mühle Hunziken: Die Frutigen-Jamaika-Connection

William White macht auf seiner Tour halt in Murten, Solothurn und Rubigen. Sein neues Reggae-Album «Open Country», eingestiegen auf Platz 2 der Schweizer Charts, hat er mit prominenter Unterstützung in Jamaika aufgenommen – Inspiration fand er bei der Gartenarbeit in …Frutigen.

Michael Gurtner, Berner Zeitung BZ

Eigentlich wollte William White gar kein reines Reggae-Album machen. Eigentlich hatte er bereits einige Songs beisammen und begann mit der Einspielung seiner vierten CD. Doch dann kam sozusagen Jamaika dazwischen. «Und plötzlich war eine ganz andere Inspiration da», sagt der 41-Jährige. Übers Internet hatten sich Kontakte ins Mutterland des Reggae ergeben – also legte White das angefangene Werk beiseite, reiste in die Karibik. Und arbeitete dort mit Cracks wie Devon Bradshaw, dem ehemaligen Bassisten von Burning Spear, und Ian Coleman, dem Gitarristen von Ziggy Marley. Die Sessions beschreibt der Musiker,  der einst als Jugendlicher von Barbados nach Winterthur kam und seither in der Schweiz lebt, als «sehr schöne, künstlerische Arbeit – äusserst natürlich».

        

Der Witz mit Toots

        

Die Lieder seien jeweils kurz eingeübt und interpretiert worden, bis alle fanden: So tönt es gut. «Dann haben wir sie aufgenommen.» So einfach. Und so effektiv. Songs wie «Reggae Can’t Stop Loving You» klingen engagiert, frisch, mit viel Herzblut versehen. «Power Reggae» trumpft mit knackigen Bläsern und einer lyrischen E-Gitarre auf. «Caution» ist eine quirlig-mitreissende Version des Bob-Marley-Songs. In «Love Is the Way» – einer Ode ans Familienglück – singt die gesamte White-Family inklusive die beiden Kinder mit. Und in «Rub a Dub»  tauchen doch tatsächlich die Reggae-Legenden Toots and the Maytals um Frederick «Toots» Hibbert auf – mit 31 Nummer-1-Singles die absoluten Rekordhalter in Jamaika.

 

«Angefangen hat es als Witz von mir», erzählt William White schmunzelnd. Bis irgendjemand gesagt habe: «Ruf ‹Toots› an, da ist seine Nummer, frag  ihn.» Es klappte tatsächlich. Wenn er daran denke, dass nun Toots and the Maytals einen seiner Songs singen, werde ihm beinahe ein wenig mulmig, sagt White. «Was für ein Kompliment, was für eine Ehre.» In «For Your Love» wiederum singt der 41-Jährige davon, dass er für seine Liebste den Ozean durchschwimmen, die Berge überqueren würde. Und verbindet damit sozusagen die zwei so gegensätzlichen Welten des Albums: Jamaika und – Frutigen. Dort lebt William White nämlich mit seiner Familie. Und findet Inspiration für seine Texte bei der Gartenarbeit. «Da bin ich für  ein paar Stunden weg vom Trubel, weg von Sorgen und Alltagsgedanken.» Da könne er die Gedanken schweifen lassen – und plötzlich stehe das Gerüst für ein Gedicht, einen Songtext.

        

Songs neu interpretiert

        

William Whites nächste Destinationen heissen nun unter anderem Hotel Murten, Kofmehl Solothurn oder Mühle Hunziken. Dort treten er und seine achtköpfige Band auf – und interpretieren dabei die Songs neu. «Ich will auf der Bühne nicht einfach das Album 1:1 reproduzieren», betont der Sänger. Es soll authentisch sein, musikalisch, jeder soll seinen Stil einbringen. «So macht es riesig Spass!» Es ist genau diese Leidenschaft für die Musik, diese Spontaneität, die William White nach Jamaika verschlagen hat. Und die «Open Country», dieses beseelte Reggae-Album, überhaupt erst möglich machte.

 

[i] William White: «Open Country» (inkl. Live-CD). Konzert: 26. 4., Mühle Hunziken, Rubigen.


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Erstellt: 27.03.2014
Geändert: 27.03.2014
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