Mähen, Trocknen, Dreschen: Röthlisbergers aus Bowil wollen altes Handwerk bewahren
Vor rund einer Woche war es wieder soweit: Peter Röthlisberger, seine Familie und einige Helfende konnten in Bowil zusammen mit Christian Wittwer aus Röthenbach und seiner Lieuse den Winterweizen mähen und auf Heinzen zum Trocknen aufhängen.
Was für Röthlisbergers ein Hobby ist, war früher auf jedem Bauernhof gang und gäbe. Neben ihrem umgebauten Bauernhof Riedern säte die Familie auf rund 36 Aren Winterweizen an. Ihr Ziel war, diesen wieder nach alter Tradition zu ernten und weiter zu bearbeiten an.
«Es ist nicht das erste Mal. Damit wollte ich schon vor Jahren meinen Söhnen zeigen, was es braucht, um Lebensmittel herzustellen. Die Idee dazu kam mir beim Betrachten des Kambly-Films über die Entstehung der Bretzeli. Mir fehlte der Arbeitsgang mit der alten Drescherei», erklärt Peter Röthlisberger.
Vollautomatische Mähdrescher lösten Lieuse ab
Riesige Mähdrescher, Wagen und Traktoren sowie grosse Strohballen prägen zur momentanen Erntezeit das Landschaftsbild. «Bis vor rund 20 Jahren war Christian Wittwer Tag und Nacht mit seinem Mähbinder, der auch Bindemäher genannt wird, bei den Landwirten unterwegs.»
Die Lieuse, ob selbstfahrend oder mit einem Traktor angetrieben, war eine grossartige Neuerung. «Der Weizen wurde vorher von Hand mit der Sense, mit Pferd oder Ochs, dann mit dem Traktor gemäht. Anschliessend zusammengelegt und gebunden - eine schwere Arbeit zur heissen Sommerzeit. Die aufwändige Arbeit konnte dank der Lieuse in einem Arbeitsgang erledigt werden», blickt Röthlisberger zurück.
Faszination bis zum Dreschfest
Der Brotweizen «Runal» wurde, wie es zur Tradition gehört, auf Heinzen zum Trocknen aufgehängt. Ein seltener Anblick, die wunderschönen goldenfarbige Heinzen in Reih und Glied. «Wir waren erstaunt, wie viele Personen am Tag nach dem Mähen zu unserem Heinzenfeld kamen, um dies im Bild festzuhalten. Für einige war es das erste Mal, dass sie so etwas sahen», freut sich der Hobby-Bauer.
Seine Leidenschaft geht nun weiter. Nach dem Trocknen auf dem Feld werden die Garben auf Wagen aufgeladen und in der eigenen Scheune gelagert. «Am 23. und 24. September werden wir - selbstverständlich mit nostalgischen Fahrzeugen wie Pullax, Einachser und Traktoren - mit dem Weizen nach Trubschachen fahren. Bei der Mühle Haldemann werden wir zusammen mit der Drescherei Hodel den Weizen öffentlich dreschen».
Wie viel Korn es gibt, ist noch nicht definitiv klar. «Wir rechnen pro Are rund mit 30 Kilogramm, was in etwa eine Tonne Ertrag ergeben wird». Reich werden die Hobbybauern, wie früher auch die Landwirte, damit nicht. Pro 100 Kilogramm gibt es etwa 55 Franken. 1970 war der Erlös fast doppelt so hoch, um die 104 Franken pro 100 Kilogramm wurden ohne Beiträge bezahlt.