An der Gemeindeversammlung vom Mittwochabend hagelte es vor allem Kritik für den Lindner Gemeinderat. «Ich habe das Vertrauen in euch verloren», sagte Res Wittwer. Hanspeter Thierstein war überzeugt: «Da wird Geld zum Fenster rausgeworfen für gar nichts!» Alt-Gemeinderat Karl Berger stellte fest: «Ich kann diesem Voranschlag nicht zustimmen.» Stein des Anstosses war nicht nur der erwähnte Voranschlag für das Jahr 2012. Dieser rechnet bei Gesamtausgaben von gut 4,65 Millionen mit einem Ausgabenüberschuss von 198 000 Franken. Kritisiert wurde vor allem auch die Finanzplanung. Diese rechnet für die kommenden fünf Jahre mit weiteren teils hohen Defiziten – mit der Folge, dass das Eigenkapital von heute 1,6 Millionen Franken auf 0,2 Millionen Franken schrumpft. «Ich habe einst mitgeholfen, die Gemeindefinanzen zu sanieren, und weiss, wie schwer diese Aufgabe ist», sagte Karl Berger. Er stellte den Antrag, den Voranschlag zurückzuweisen – war damit aber chancenlos. 54 der 82 anwesenden Stimmberechtigten folgten dem Gemeinderat und nahmen den Voranschlag mit einer unveränderten Steueranlage von 1,9 Einheiten an.
«Unsichere Annahmen»
«Der Gemeinderat hätte die Steuern in eigener Kompetenz auf 2,1 Einheiten erhöhen können», erklärte Finanzvorsteher David Blum. «Dann wäre die jährliche Mehrbelastung von rund 200 000 Franken kompensiert gewesen, welche das neue Finanz- und Lastenausgleichsgesetz für uns bringt.» Doch der Gemeinderat traut den Zahlen, die der Kanton für die kommenden Jahre zur Verfügung stellt, nur bedingt. «Das sind Annahmen, die zum Teil sehr unsicher sind», sagte Blum weiter. «Wir sind deshalb der Meinung, dass wir die Steueranlage unangetastet lassen und schauen, wie sich das Filag tatsächlich auswirkt.» Wenn die Folgen tatsächlich so drastisch sein sollten wie skizziert, müsse man aber in den nächsten Jahren wohl über eine Steuererhöhung sprechen.
Ja zu Verbandsaustritt
Ein klares Signal schickten die Lindnerinnen und Lindner an die Adresse des Gemeindeverbandes für Pflege und Betreuung Aare- und Kiesental (PBZ). Um die Gemeinden mit dem 23 Millionen Franken teuren Umbau des Pflegezentrums in Oberdiessbach nicht finanziell zu belasten, ist angedacht, den Verband aufzulösen und in eine Stiftung umzuwandeln. «Wenn diese Umwandlung jedoch nicht zustande kommt, dann muss Linden unter Umständen mit mehr als 700 000 Franken für allfällige Verbindlichkeiten bürgen», erklärte David Blum. Dieses Risiko war den Stimmenden zu gross. Sie beschlossen, dass Linden per Ende 2012 aus dem Gemeindeverband austreten soll, wenn bis dahin die Umwandlung in eine Stiftung nicht zustande kommen sollte.
Zwei Jahre Kindergarten
Ab Sommer 2012 kriegt Linden voraussichtlich ein neues Regime bei der Schulsozialarbeit. Die Gemeindeversammlung sagte Ja zu einem Modell mit einem Schulsozialarbeiter, der für Oberdiessbach, Linden, Bleiken, Herbligen und Brenzikofen zuständig sein soll. Geplant ist, dass der Schulsozialarbeiter während mindestens eines Tages in der Woche fix in Linden arbeitet. In einer ersten Phase soll das Projekt während dreier Jahre getestet werden. Linden bezahlt dafür jährlich voraussichtlich rund 20 000 Franken; dies, nachdem der Grosse Rat wenige Stunden vor der Versammlung in Linden beschlossen hatte, dass der Kanton sich auch an den Kosten für die Schulsozialarbeit beteiligt. Ohne grosse Diskussionen sagte die Gemeindeversammlung ebenfalls Ja zur Einführung des freiwilligen zwei Jahre dauernden Kindergartens ab 2012. Sandra Walker und Beat Engel sitzen ab 1. Januar im Gemeinderat von Linden. Die Gemeindeversammlung wählte sie als Ersatz für die scheidenden David Blum und Michael Müller. Gemeindepräsidentin Ruth Linder betonte, es sei «sehr, sehr hart» gewesen, Personen zu finden, welche bereit seien, sich im Rat zu engagieren. Ebenfalls nicht ganz einfach ist es mit der Ortsplanung in Linden. Das Verwaltungsgericht hatte im März entschieden, dass die geplante Revision der Ortsplanung ungültig sei. Linden wolle zu viel neues Bauland einzonen, argumentierte das Gericht (wir haben berichtet). Gemeinderat Thomas Baumann forderte deshalb an der Gemeindeversammlung die Besitzer von schon eingezontem Bauland auf, konkrete Projekte zu lancieren oder das Land für solche zur Verfügung zu stellen.