Lesermail - Worber Abstimmung i.S. Oberstufen-Zentralisierung: Weshalb wohl?

Markus Geissbühler aus Rüfenacht äussert sich zur bevorstehenden Worber Gemeindeabstimmung über die Zusammenlegung der Oberstufen der Schule Rüfenacht und des Schulzentrums Worbboden im Worbboden.

Markus Geissbühler, Rüfenacht
Unser Bildungsminister, Christoph Moser (SP), lässt sich am 3. April 2014 im „Der Bund“ zitieren: „Ich war auch erstaunt, dass sich die Schwerpunkte verändert haben und wir jetzt eine Bildungsvorlage haben“. So kann man es auch ausdrücken, wenn man eine Abstimmungsvorlage unbedingt durchdrücken will, einem aber die Argumente dafür fehlen.

Alle Mitbürger, die an den beiden Informationsveranstaltungen zur Zentralisierung der Oberstufe waren, konnten diese Zwängerei miterleben. Zuerst wurden finanzielle Vorteile angeführt, die sich jedoch dank kritischer Fragen aus dem Publikum als Luftschlösser entpuppten. An der zweiten Veranstaltung drohte man plötzlich mit Klassenschliessungen und sang ein Hohelied auf die tollen pädagogischen Vorteile einer Zentralisierung.

Ich habe mir die Abstimmungsunterlagen etwas genauer angesehen und festgestellt, dass es immer noch keine ernst zu nehmenden Argumente für diesen massiven Eingriff ins Schulsystem der Gemeinde gibt.
 
Nirgends findet man einen glaubwürdigen Hinweis dafür, dass man sich wirklich mit den wichtigen Fragen auseinandergesetzt hat, z.B.: Wie könnte man das heutige System sinnvoll weiterführen und was wären die Kosten dafür, unter Berücksichtigung der wieder zunehmenden Schülerzahlen? Wie könnte man das sowieso viel zu grosse Schulhaus Worbboden alternativ nutzen? Und was wäre für die Kinder die beste Lösung, unter Berücksichtigung der heutigen Probleme, die sich im Unterricht stellen?
 
Anstelle solcher grundlegenden Abklärungen wird nun mit irreführenden Angaben zu Finanzen und Entwicklung der Schülerzahlen geworben.
 
Wer sich die Zahlen genau anschaut, stellt fest, dass angebliche Einsparungen durch die Zentralisierung gar nicht begründet sind, da diese bereits jetzt durch Klassenschliessungen realisiert wurden. Zudem werden die Kosten für den versprochenen Ausbau des pädagogischen Angebotes nicht einkalkuliert.
 
Noch mehr reibt man sich die Augen, wenn man erfährt, dass die Gemeinde seit 2013 ein Konzept hat, das vorsieht, die Worbboden-Anlage für über CHF 13 Mio. zu sanieren und diese Vorlage „zu gegebener Zeit“ (s. Bericht an den GGR, Website worb.ch) vors Volk kommen soll. Aus Kreisen der Gemeindeverwaltung erfährt man, dass diese Vorlage zurückgehalten wird, bis der Zentralisierungsentscheid gefällt ist. Riecht nach Fait Accompli!
 
Es ist unschön, wenn in einer Abstimmungskampagne die Argumente mehrmals gewechselt werden, weil es keine grundlegenden Abklärungen mit Alternativüberlegungen gab. Und es ist schlicht unredlich, wenn man mit irreführenden Angaben die Sache heimbringen will.
 
Mein Nein gilt nicht nur der eigentlichen Abstimmungsfrage. Es ist auch ein Beitrag zu mehr Fairness in einem demokratischen Prozess.

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Markus Geissbühler, Rüfenacht
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Erstellt: 28.04.2014
Geändert: 28.04.2014
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