Konolfingen - Zurück zu den Wurzeln

Der Maler Martin C. Stucki und der Bildhauer Christoph F. Minder verwandeln mit ihren Werken das Schloss Hünigen in einen Kraftort, den es sich lohnt, aufzusuchen.

Bettina Haldemann-Bürgi, Wochen-Zeitung
Die zwei in der Ausstellung vertretenen Künstler verfügen über eine reiche Lebenserfahrung. Beide gingen bis zu ihrer Pensionierung anderen Berufen nach, in denen sie sich intensiv mit dem Menschen, dem Leben und seinem Ursprung auseinander gesetzt haben. Die Liebe zur Kunst und zur Schöpfung verbindet die beiden. Christoph F. Minder wie Martin C. Stucki befassen sich in abstrakter Weise mit dem Thema. Sie definieren «Ursprung» als «momentane Ewigkeit», als einen Bogen, der von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft reicht. Beide Künstler arbeiten mit ursprünglichen Materialien: Der Bildhauer bearbeitet Steine, welche aus der Erde herausgebrochen wurden, der Maler formt mit Sand und Holzrinden Reliefs und färbt sie mit Erdtönen ein.

Bilder aus der Genesis

Studiert man die verschiedenen Strukturen, die wie Webmuster die einfarbigen Arbeiten von Martin C. Stucki beleben, stellt sich bald ein ähnliches Gefühl ein wie beim Betrachten einer Felsplatte in der Natur. Die Konturen der Oberfläche scheinen zufällig entstanden zu sein, und doch weisen sie auf etwas Verborgenes hin. Viele Bilder erinnern an die ersten Tage der Schöpfungsgeschichte, an denen Gott das Licht geschaffen und das Wasser vom Festland getrennt hat. Pflanzen, Tiere, Menschen sind noch keine da. Die reliefartigen Bilder in dunklen Erdtönen strahlen eine geheimnisvolle Kraft aus. Einige besitzen die Ausstrahlung prähistorischer Fundstätten. Die Kunstwerke von Martin C. Stucki sind zweideutig. Man ist nicht sicher, ob das Bild tatsächlich einen Beginn darstellt oder ob nicht bereits alles zu Ende ist. Hoffnung und Resignation, Aufbau und Zerstörung, Chance und Niederlage, beide Pole finden in Stuckis Kunst ihren Niederschlag.

Roh und ungeschliffen

Auf die Ambivalenz des Ursprungs, als ein Ereignis, dessen Ausgang ungewiss ist, geht auch Christoph F. Minder ein. Zwei Steinfiguren aus Lava, «La fleur du mal» und «Wilde Masse», weisen auf die Unberechenbarkeit der Natur hin. Auf Sockeln gehoben strömen die übrigen Steinplastiken eine gewisse Distanz aus. Ob aus Marmor, weiss – rötlichem Kalkstein, Sandstein oder Granit, bei allen Plastiken lässt der Bildhauer grosse Flächen ungeschliffen. Dadurch treten bei jeder geschliffenen Form Teile hervor, welche die natürliche Schönheit des Steins preisgeben.

Eine in die Form eines Bumerangs geschliffene Steinplatte ruht vor uns. Das ewige Wiederkehren als Sinnbild für den Ursprung, ein einleuchtender wie beunruhigender Vergleich. Daneben, ebenfalls aus Kalkstein, eine leicht gewölbte, dünne Platte. Sie berührt ihre Unterlage kaum und scheint zu schweben. «Wunsch» heisst die Skulptur. Pompös der Auftritt der Statue «Mitgefühl»: In edlen Marmor gemeisselt sorgt die Riesenplastik für Aufsehen und Bewunderung.

Teil eines Entwicklungsprojekts

Der Erlös der Verkaufsausstellung geht an eine Stiftung für Schulen in Afrika. Die Werke können entweder gekauft oder gemietet werden. Nicht ganz einsehbar, dass auf diese Tatsache bei jedem der rund fünfzig Bilder hingewiesen werden muss.

Nach dem vergnüglichen Besuch des Künstlerpaars Caci während des Sommers schlägt die Herbstausstellung ernstere Töne an und wirft grundsätzliche Fragen auf. Die sehenswerte Ausstellung zeigt einmal mehr, mit welcher Kontinuität und Vielfalt Kunst und Kultur im Schloss Hünigen angeboten wird.

[i] Die Ausstellung dauert bis am 7. November und ist täglich von 8 bis 21 Uhr geöffnet.

www.wochen-zeitung.ch
www.schlosshuenigen.com
www.konolfingen.ch

Autor:in
Bettina Haldemann-Bürgi, Wochen-Zeitung
Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 16.09.2004
Geändert: 16.09.2004
Klicks heute:
Klicks total: