Konolfingen - Die Zukunft gehört der Tankstelle
Herbert Schüpbach träumt von einer Tankstelle am Kreisel, Bruno Kindler bereitet den Wegzug seiner Backstube vor – mit der geplanten Überbauung im Zentrum geht es vielleicht doch noch vorwärts.
Kommt nun Bewegung in die Pläne für eine neue Wohn- und Geschäftsüberbauung im Zentrum von Konolfingen? Die Voraussetzungen waren schon schlechter. Die Häuserzeile am Kreuzplatz, die vom abtretenden Gemeindepräsidenten Peter Moser (SVP) als Schandfleck bezeichnet worden ist, steht zwar noch immer. Doch hinter den Kulissen tut sich einiges – allem voran am Kreuzplatz 3, in der markanten alten Schmitte.
Das bestätigt Liegenschaftsbesitzer Herbert Schüpbach auf Anfrage. Schüpbach, der vom Oberaargau aus eine Tankstellenkette und ein kleines Immobilienimperium lenkt, hat vor ein paar Jahren die Schmitte zusammen mit dem Nachbarhaus am Kreuzplatz 5 gekauft. Die beiden Gebäude seien «im Preis» gewesen, sagt er. Und schiebt gleich nach: Dafür müsse er für die insgesamt neun Einheiten, in denen auch zwei Wohngemeinschaften sowie eine Bar eingemietet seien, nicht allzu viel verlangen.
Ideal an der Kreuzung
Dann kommt Schüpbach auf die langjährige Mieterin zu reden, die er mit dem Haus am Kreuzplatz 3 übernommen hat. «Für mich war immer klar, dass ich sie nicht vor die Tür setzen werde», betont er. Die alte Schmitte abzureissen und so Platz für die neuen Häuser zu schaffen, sei für ihn nie infrage gekommen.
Bisher jedenfalls, doch nun ist die Mieterin ins Altersheim gezogen, und damit hat sich die Ausgangslage grundlegend geändert: «Ich kann mir sehr wohl vorstellen, meine Liegenschaften in die Überbauung einzubringen», sagt Schüpbach und lässt offen durchblicken, dass er die beiden Häuser nicht nur gekauft hat, weil sie günstig waren. Genauso wichtig war auch ihre zentrale Lage direkt an der Kreuzung, an der die grossen Verkehrsachsen vom Aaretal ins Emmental und von Thun nach Burgdorf aufeinandertreffen. Unvermittelt wird der Tankstellenunternehmer spürbar, der er auch noch ist: «Der Ort ist ideal für eine Tankstelle mit Shop.» Noch weiss Schüpbach nicht, in welcher Form er das Geschäft in Konolfingen betreiben möchte. Für ihn steht vorderhand nur fest, dass er diesen Teil der Überbauung im Stockwerkeigentum übernehmen möchte. Ob er ihn dann an eine der grossen Benzinfirmen verpachtet oder mit seiner eigenen Benzinmarke Gustoil herzieht, lässt er aber offen.
Neubau für Backstube
Vielleicht bleibt am Ende alles beim Alten. Schüpbach jedenfalls sagt, dass er sich auch eine Sanierung seiner Häuser vorstellen kann. Ihr Zustand sei gar nicht mal so schlecht, «schön zurechtgemacht, werden sie zum Bijou». Dass die Zeile am Kreuzplatz ein Schandfleck geworden sein soll, befremdet ihn deshalb sehr. «Vor zwanzig Jahren zeigte man sie noch auf Postkarten.» Schüpbach macht sich nicht ohne Grund Gedanken über eine Alternative zur geplanten Überbauung. Immerhin ist das Vorhaben schon vor Monaten ins Stocken geraten. Zum Stolperstein geworden ist das Haus am Kreuzplatz 9, in dem Bruno Kindler die Produktionsräume für seine Bäckerei eingerichtet hat. Erst letztes Jahr scheiterte eine Lösung an unterschiedlichen Vorstellungen darüber, wie Kindler zu entschädigen sei. Mittlerweile arbeitet der Bäcker an einem neuen Projekt.
Anders als vor Jahresfrist, als ein Umzug der Backstube in den ehemaligen Bären zur Debatte stand, denkt er nun über einen Neubau nach. Definitiv sei aber nichts, betont er, und: «Das Haus am Kreuzplatz muss so viel einbringen, dass ich mit meinem Betrieb ohne übermässige Schulden weiterfahren kann.» Und der Architekt und Initiant der Überbauung? Er signalisiert trotz aller Verzögerungen Gelassenheit.
«Das Land ist da, und es wird in den nächsten Jahren nicht an Wert verlieren», sagt Orlando Bee, dessen Bee Architekten AG das Areal zum grossen Teil schon gehört. Mit den übrigen Eigentümern sei vereinbart, dass sie mitmachten, ausser eben mit Bäcker Kindler – aber vielleicht brauche das Vorhaben halt noch etwas Zeit.