Konolfingen - Das Kulturzentrum wird zum Parkhotel
Das Schloss Hünigen will seine Strategie ändern. Das defizitäre Kulturangebot wird redimensioniert. «Wir können uns den bisherigen Standard nicht mehr leisten», sagt Co-Direktor Markus Deutsch.
Jakob Hofstetter, Wochen-Zeitung
Dies vorweg: Im Schloss Hünigen wird weiterhin Kultur angeboten. So reichhaltig und vielfältig wie in der Vergangenheit präsentiert sich das Programm 2007 aber nicht mehr. Auf dem Flyer steht denn auch nicht mehr «Kultur im Schloss» sondern «Events 2007 im Parkhotel Schloss Hünigen». Wer im Schloss auftritt, hat Rang und Namen. Emil Steinberger, Philipp Fankhauser oder die Berner Troubadoure springen ins Auge.
Die bisherigen Angebote «Von Tavel Lesung» mit Rolf Witschi oder das Weinpalaver und die Kurse für Historische Tänze wurden «hinübergerettet». Ausser den beiden Lesungen mit Emil Steinberger und Rolf Witschi sowie einem klassischen Konzert bietet das Schloss Hünigen die Kulturanlässe nur zusammen mit einem Brunch oder mit einem Drei-, Vier- oder Fünfgangmenu an. Die Kultur und die Kulinarik miteinander verbunden hat man im Schloss Hünigen schon in der Vergangenheit. Einerseits sollten dadurch die Gäste mit mehreren Sinnen angenehm berührt werden, andererseits dienten die Events auch als Marketinginstrument, wie Markus Deutsch sagt.
Es kann nicht rentieren
Weshalb diese neue Ausrichtung? Mitte September lösten Claudia D. Künzi und Markus Deutsch den langjährigen Schlossherrn Hans Ulrich Gerber ab. Dem Kader gehörten die beiden schon vorher an. Nun übernahmen sie auch die strategische Führung. «Kultur gehört zum Schloss. Aber betriebswirtschaftlich muss dies vertretbar sein», sagt Markus Deutsch. Mit dem Kulturangebot hätten sie alljährlich ein Defizit von 70000 bis 80000 Franken eingefahren. «Bevor Alexandra Jäggi als Kulturbeauftragte für diese Sparte zuständig war, schlug das Defizit noch höher zu Buche», würdigt Deutsch ihre Arbeit.
Traf das Kulturangebot des Schlosses zu wenig den Geschmack des Publikums? «Daran lag es nicht», versichert Markus Deutsch. Die Kultur habe ihnen zusätzliche Gäste gebracht. Selbst bei einem vollbesetzten Saal ging die Rechnung aber nicht auf. «Die Ausgaben waren einfach zu hoch», lautet die einfache Erklärung. Dass ein Kulturangebot dieses Umfangs in einem Hotel- und Restaurationsbetrieb nicht kostendeckend aufrechterhalten werden könne, sei in der Branche kein Geheimnis. «Das war auch bei uns immer so, nur wurde dies anders kommuniziert.» Das Schloss gehört dem Evangelischen Gemeinschaftswerk EGW. Der Betrieb werde nach betriebswirtschaftlichen Kriterien geführt, erklärt Deutsch. «Beispielsweise bezahlen wir einen anständigen Mietzins. Und wir verfügen über keine Spendengelder, mit denen wir die Kultur finanzieren könnten», rechtfertigt er den Kurswechsel.
Keine Halbherzigkeit
Der ehemalige Direktor, Hans Ulrich Gerber, der das Schloss Hünigen zu einem Kulturzentrum gemacht hat, will zu den finanziellen Auswirkungen und zum Strategiewechsel nicht Stellung nehmen.
Die Stelle von Alexandra Jäggi, die als Kulturprinzessin viele bekannte und auch weniger bekannte Künstlerinnen und Künstler ins Schloss Hünigen geholt hat, könne sich das Haus nicht mehr leisten, bedauert Deutsch. Alexandra Jäggi hatte vor vier Jahren, als sie die Stelle in Konolfingen antrat, eine andere Zielsetzung verfolgt: Das Schloss sollte langfristig zu einem Garant für gute Kultur werden. «Selbst wenn unbekannte Namen auf dem Programm stehen, soll das Publikum wissen, dass es hochkarätige Kultur erwarten darf», war damals ihre Devise. Es ist anders gekommen. «Persönlich finde ich dies enorm schade. Ich stehe aber voll hinter dem Entscheid der neuen Geschäftsleitung.» Sie finde es besser, wenn Claudia Künzi und Markus Deutsch die Akzente neu setzten, als wenn sie die bisherige Strategie nur noch halbherzig umsetzen würden.
Wie machts das Rüttihubelbad?
Das Rüttihubelbad in Walkringen, ein Seminar-, Kultur-, Hotel- und Heimbetrieb, bietet ebenfalls Kultur in grösserem Stil an. «Der Unterschied zum Schloss Hünigen ist, dass wir Kultur als Kernaufgabe verstehen», sagt Geschäftsleiter Jakob Reubi. Kultur sei bei ihnen nicht nur für die Öffnung gegen aussen, sondern auch für die Heimbewohner wichtig. Einige hätten das Rüttihubelbad sogar wegen diesem Angebot gewählt. Diese tragen die Kultur finanziell mit. Zudem würde die Stiftung Rüttihubelbad auch Spenden erhalten. «Deshalb können wir anders rechnen, selbst wenn die Anlässe defizitär sind.»
Auf die Kernaufgabe besinnen
Sich auf ihre Kernaufgabe besinnen wollen sich auch Claudia D. Künzi und Markus Deutsch zusammen mit ihrem 50-köpfigen Team. Das ist der Seminar-, Hotel- und Restaurationsbetrieb. Im Eventprogramm stehen nur bekannte Namen. «Als Gastgeber wollen wir aber nicht nur für Leute mit Rang und Namen da sein. Bei uns sind alle herzlich willkommen», betont Markus Deutsch. Auf dem Eventprospekt finden sich auch Anlässe, die dem christlichen Hintergrund des Hauses gerecht werden. Der Franziskaner Bruder Benno-Maria Kehl wird die Ostertage mitgestalten. An Pfingsten referiert Max Schläpfer, Präsident des Freikirchenverbandes, zum Thema Pfingsten.
Ein Artikel aus der
www.schlosshuenigen.com
Die bisherigen Angebote «Von Tavel Lesung» mit Rolf Witschi oder das Weinpalaver und die Kurse für Historische Tänze wurden «hinübergerettet». Ausser den beiden Lesungen mit Emil Steinberger und Rolf Witschi sowie einem klassischen Konzert bietet das Schloss Hünigen die Kulturanlässe nur zusammen mit einem Brunch oder mit einem Drei-, Vier- oder Fünfgangmenu an. Die Kultur und die Kulinarik miteinander verbunden hat man im Schloss Hünigen schon in der Vergangenheit. Einerseits sollten dadurch die Gäste mit mehreren Sinnen angenehm berührt werden, andererseits dienten die Events auch als Marketinginstrument, wie Markus Deutsch sagt.
Es kann nicht rentieren
Weshalb diese neue Ausrichtung? Mitte September lösten Claudia D. Künzi und Markus Deutsch den langjährigen Schlossherrn Hans Ulrich Gerber ab. Dem Kader gehörten die beiden schon vorher an. Nun übernahmen sie auch die strategische Führung. «Kultur gehört zum Schloss. Aber betriebswirtschaftlich muss dies vertretbar sein», sagt Markus Deutsch. Mit dem Kulturangebot hätten sie alljährlich ein Defizit von 70000 bis 80000 Franken eingefahren. «Bevor Alexandra Jäggi als Kulturbeauftragte für diese Sparte zuständig war, schlug das Defizit noch höher zu Buche», würdigt Deutsch ihre Arbeit.
Traf das Kulturangebot des Schlosses zu wenig den Geschmack des Publikums? «Daran lag es nicht», versichert Markus Deutsch. Die Kultur habe ihnen zusätzliche Gäste gebracht. Selbst bei einem vollbesetzten Saal ging die Rechnung aber nicht auf. «Die Ausgaben waren einfach zu hoch», lautet die einfache Erklärung. Dass ein Kulturangebot dieses Umfangs in einem Hotel- und Restaurationsbetrieb nicht kostendeckend aufrechterhalten werden könne, sei in der Branche kein Geheimnis. «Das war auch bei uns immer so, nur wurde dies anders kommuniziert.» Das Schloss gehört dem Evangelischen Gemeinschaftswerk EGW. Der Betrieb werde nach betriebswirtschaftlichen Kriterien geführt, erklärt Deutsch. «Beispielsweise bezahlen wir einen anständigen Mietzins. Und wir verfügen über keine Spendengelder, mit denen wir die Kultur finanzieren könnten», rechtfertigt er den Kurswechsel.
Keine Halbherzigkeit
Der ehemalige Direktor, Hans Ulrich Gerber, der das Schloss Hünigen zu einem Kulturzentrum gemacht hat, will zu den finanziellen Auswirkungen und zum Strategiewechsel nicht Stellung nehmen.
Die Stelle von Alexandra Jäggi, die als Kulturprinzessin viele bekannte und auch weniger bekannte Künstlerinnen und Künstler ins Schloss Hünigen geholt hat, könne sich das Haus nicht mehr leisten, bedauert Deutsch. Alexandra Jäggi hatte vor vier Jahren, als sie die Stelle in Konolfingen antrat, eine andere Zielsetzung verfolgt: Das Schloss sollte langfristig zu einem Garant für gute Kultur werden. «Selbst wenn unbekannte Namen auf dem Programm stehen, soll das Publikum wissen, dass es hochkarätige Kultur erwarten darf», war damals ihre Devise. Es ist anders gekommen. «Persönlich finde ich dies enorm schade. Ich stehe aber voll hinter dem Entscheid der neuen Geschäftsleitung.» Sie finde es besser, wenn Claudia Künzi und Markus Deutsch die Akzente neu setzten, als wenn sie die bisherige Strategie nur noch halbherzig umsetzen würden.
Wie machts das Rüttihubelbad?
Das Rüttihubelbad in Walkringen, ein Seminar-, Kultur-, Hotel- und Heimbetrieb, bietet ebenfalls Kultur in grösserem Stil an. «Der Unterschied zum Schloss Hünigen ist, dass wir Kultur als Kernaufgabe verstehen», sagt Geschäftsleiter Jakob Reubi. Kultur sei bei ihnen nicht nur für die Öffnung gegen aussen, sondern auch für die Heimbewohner wichtig. Einige hätten das Rüttihubelbad sogar wegen diesem Angebot gewählt. Diese tragen die Kultur finanziell mit. Zudem würde die Stiftung Rüttihubelbad auch Spenden erhalten. «Deshalb können wir anders rechnen, selbst wenn die Anlässe defizitär sind.»
Auf die Kernaufgabe besinnen
Sich auf ihre Kernaufgabe besinnen wollen sich auch Claudia D. Künzi und Markus Deutsch zusammen mit ihrem 50-köpfigen Team. Das ist der Seminar-, Hotel- und Restaurationsbetrieb. Im Eventprogramm stehen nur bekannte Namen. «Als Gastgeber wollen wir aber nicht nur für Leute mit Rang und Namen da sein. Bei uns sind alle herzlich willkommen», betont Markus Deutsch. Auf dem Eventprospekt finden sich auch Anlässe, die dem christlichen Hintergrund des Hauses gerecht werden. Der Franziskaner Bruder Benno-Maria Kehl wird die Ostertage mitgestalten. An Pfingsten referiert Max Schläpfer, Präsident des Freikirchenverbandes, zum Thema Pfingsten.
Ein Artikel aus der

www.schlosshuenigen.com