Klimastreik Münsingen: "Jeder versucht etwas zu ändern"
Weltweit streiken heute Menschen für das Klima. So auch in Münsingen. Rund 60 Streikende fordern die Gemeinde auf, den Klimanotstand auszurufen. Danach nehmen sie an der grossen Demonstration in der Stadt Bern teil.
Am Vormittag überreicht die Gruppe Klimastreik Münsingen der Gemeinderätin Vera Wenger (Grüne) einen Brief. Darin steht, dass die Gemeinde den Klimanotstand ausrufen soll. "Bei zukünftigen politischen Entscheiden soll der Umweltaspekt ausschlaggebend sein", sagt Aktivist und Klimaforscher This Rutishauser. Die Gruppe "Klimastreik Münsingen", die sich an der Demonstration am 6. April in Bern gefunden hat, sei dabei, auch eigene Ideen und Vorschläge zu entwickeln.
Vera Wenger steht den Klimastreiks positiv gegenüber und begrüsst, dass sich insbesondere die Jungen für die Umwelt engagieren. Sie wird den Brief der Streikenden an den gesamten Gemeinderat weiterleiten. Sie findet allerdings, dass Münsingen bereits seit einiger Zeit viel für die Umwelt macht: "Wir haben zum Beispiel Fernwärme und viele biodiverse Flächen." Grundsätzlich sei sie eher für kleinere, dafür konkrete Schritte. Solche seien laut Wenger unter anderem in der "Ortsplanung 2030" und im Landschaftsrichtplan vorgesehen, die noch in Arbeit sind.
Fordern und selbst handeln
Praktisch jede Altersgruppe ist unter den 60 Streikenden, die sich in Münsingen versammelten, vertreten. Mehrere davon verzichten auf den obligatorischen Schulunterricht, um an die Demonstration nach Bern zu gehen. Eine davon ist Carmen Gruber. "Es ist wichtig, dass sich etwas verändert. Sonst haben wir keine glorreiche Zukunft", sagt die Achtklässlerin. Die Schulen in Münsingen tolerieren den Streik. Allerdings müssen die Schüler auch Opfer bringen. So geben sie einen von fünf Halbtagen ab, die ihnen jährlich zustehen, oder sie halten danach einen Vortrag.
Wirtschaft und Politik sollen umweltbewusster werden und handeln. Das fordern die Demonstranten. Allerdings müsse auch jeder Einzelne etwas zum Klimaschutz beitragen, findet Kundgebungsteilnehmerin Zoë Egger aus Rubigen. "Ich denke, dass sich jeder und jede in der Bewegung dessen bewusst ist und im Kleinen versucht seinen Beitrag zu leisten", sagt die Agronomin. So auch Carmen Gruber: "Ich habe es geschafft, meine Mutter vom Kauf eines Autos abzuhalten. Und selbst esse ich zum Beispiel nur noch wenig Fleisch."
Kurzdemo in Münsingen
Nach der Übergabe des Briefes an den Gemeinderat macht sich die Gruppe auf in Richtung Bahnhof und nutzt die Strecke gleich für eine Kurzdemo in Münsingen. Dabei halten die Demonstranten Transparente hoch und rufen im Chor Parolen wie: "Wir sind hier. Wir sind laut. Weil man uns die Zukunft klaut." Am Bahnhof nehmen sie den 11:26-Zug Richtung Bern, um dort an der grossen Demonstration teilzunehmen.
[i] Interviews mit Aktivisten und Gemeinderätin Vera Wenger sowie Bilder der Klimaaktion in Münsingen gibt es in unserem Video