Kiesen - Natürlicher Bach und neue Brücke
Nun kommt Bewegung ins Hochwasserschutzprojekt Chisebach. Der Wasserbauverband ersetzt die Bachmauern und renaturiert den Flusslauf. Gleichzeitig baut der Kanton eine neue Brücke.
Heute starten die Bauarbeiten: In Kiesen wird einerseits vom Kanton die Brücke über die Chise erneuert. Sie führt auf der Höhe des Töpfereiwegs über den Bach. Gleichzeitig macht sich der Wasserbauverband Chisebach daran, die Chise ober- und unterhalb der Bernstrasse zu sanieren.
«Die Bachmauern sind an jener Stelle schon länger beschädigt», sagt Hans Schäfer, Geschäftsführer des Verbandes. Der Unterhalt kostet den Verband Geld. «Nun ist es an der Zeit, in eine umfassende Sanierung zu investieren», sagt Schäfer.
Es bestehe Handlungsbedarf: «Entlang des Töpfereiwegs sind die bestehenden Mauern hinterspült.» Dadurch kann Erde abrutschen, Wege können sich absenken, und für Hausbesitzer entlang des Töpfereiwegs besteht die Gefahr, dass sich in ihren Hausmauern Risse bilden, weil das Gelände instabil wird.
In Gesprächen mit dem Kanton sei man deshalb übereingekommen, mit den Sanierungsarbeiten zu beginnen. Dies, obwohl das Hochwasserschutz-projekt, zu dem auch jene Massnahmen gehören, im Jahr 2013 starken Gegenwind erfahren hatte. Auf das Projekt des Wasserbauverbandes ging eine Sammeleinsprache mit 50 Unterschriften ein.
Zielscheibe der Kritik waren vor allem die geplanten Massnahmen im Hünigenmoos in der Gemeinde Niederhünigen. Bauern befürchteten einen zu grossen Verlust von Kulturland (wir berichteten). Seither liegt das Projekt auf Eis. Doch jener Projektteil, der die Gemeinde Kiesen betreffe, sei damals nicht bestritten gewesen und könne realisiert werden, sagt Schäfer.
Natürliche Umgebung für den Bach
Konkret werden entlang des Bachverlaufs auf rund 200 Metern oberhalb und unterhalb der Brücke die Bachmauern ersetzt. «Das ist sehr komplex», sagt Hans Schäfer. «Es müssen Spundwände gestellt werden, bevor die eigentlichen Mauern ersetzt werden können.»
Unter der Brücke wird der Bach auch verbreitert und abgesenkt, um den Schutz vor Hochwassern zu gewährleisten. So soll die Chise dort künftig 28 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fassen können – im Vergleich zu den heutigen 15 bis 20 Kubikmetern. Für die Arbeiten hat der Verband einen Kredit von 1,65 Millionen Franken bewilligt. Darin enthalten sind auch Renaturierungsarbeiten entlang der Chise.
«Wir konnten schon 2010 im Bereich Bachmätteli ab der Gemeindegrenze Oppligen-Kiesen bis hin zur Bernstrasse Land erwerben», erklärt Schäfer. Dort solle jetzt der Bach wieder Platz finden und sich ausbreiten können. Der bestehende Betonkanal verschwindet. «Auch ein Spazierweg wird entstehen.» Diese arbeiten dauern rund ein Jahr.
Trottoirs und Velostreifen auf beiden Strassenseiten
Der Kanton Bern erneuert zeitgleich die Brücke über die Chise. Adrian Fahrni, Wasserbauingenieur beim Tiefbauamt des Kantons, sagt: «Eine Sanierung kam nicht infrage – die heutige Brücke ist ein Engpass für den Bach.» Bei Hochwasser besteht im Dorf Kiesen Überflutungsgefahr.
Um den grossen Wassermassen standhalten zu können, werde die Öffnung unter der neuen Brücke 3 auf 6 Meter messen. Heute sind es 1,5 auf 4 Meter. Die Strasse auf der Brücke wird von heutigen 10,5 auf 12,5 Meter verbreitert. «Aktuell führt neben der Fahrbahn noch ein Gehweg über die Brücke.
Künftig wird es beidseitig Gehwege und auch Fahrradstreifen geben», sagt Fahrni. Dies solle auch zur Schulwegsicherung beitragen. Für Brücken- und Strassenbauarbeiten sind 1,2 Millionen Franken budgetiert.
Die Arbeiten an Strasse und Brücke sollen bis Sommer 2020 beendet werden. Wegen der engen Platzverhältnisse wird der gesamte Verkehr auf der Bernstrasse in Richtung Bern und Thun bis Ende Juni 2020 einspurig geführt. Der Kanton empfiehlt, die Baustelle grossräumig zu umfahren.