Kiesen - Bushalt: Volk entscheidet im Mai

Voraussichtlich im nächsten Mai entscheidet die Gemeindeversammlung von Kiesen, ob das Dorf nun doch an den Bus nach Oberdiessbach und Münsingen angeschlossen wird.

Marco Zysset / Thuner Tagblatt
182 von 649 Stimmberechtigten der Gemeinde Kiesen verlangen vom Gemeinderat, dass die Bevölkerung künftig generell mitreden kann, wenn es um neue Buslinien in der Gemeinde geht. Dazu haben sie eine Gemeindeinitiative eingereicht.

Für das Zustandekommen der Initiative wären 66 Unterschriften nötig. Innerhalb von gut fünf Wochen haben die Initianten das Dreifache gesammelt. Sie zeigen damit, dass zahlreiche Kiesener gerne eine Busverbindung nach Münsingen und Oberdiessbach hätten. Namentlich würde mit dem Bus der Besuch des Pflegezentrums Oberdiessbach erleichtert, argumentieren die Initiantinnen und Initianten. Sie betonen weiter: «Die Schülerinnen und Schüler könnten den Bus als Ersatz für den nicht mehr existierenden Schulbus nutzen.»

Gemeinderat: «Zu teuer»

Seit Dezember 2010 verkehrt zwischen Oberdiessbach und Münsingen montags bis freitags zehn mal im Tag ein Bus hin und zurück. Ausser Kiesen beteiligen sich sämtliche Anstössergemeinden – Oberdiessbach, Herbligen, Oppligen, Wichtrach und Münsingen – an den Kosten für den Busversuch, der voraussichtlich bis Ende 2013 läuft. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 193 000 Franken pro Jahr, 64 000 Franken trägt der Kanton, 49 000 Franken werden aus dem Busbetrieb selber gedeckt. Werden die nötigen Passagierzahlen erreicht, wird der Bus definitiv ins Fahrplannetz aufgenommen.

Der Gemeinderat von Kiesen entschied sich jedoch dagegen, beim Busversuch mitzumachen (wir haben berichtet). Hauptargument ist, dass Kiesen als Gemeinde mit einem Bahnhof an der S-Bahnlinie 1 schon heute über gute Verbindungen in Richtung Münsingen verfüge – und dafür einen stattlichen Beitrag bezahle. Deshalb sei der Rat dagegen, noch mehr Geld in den öffentlichen Verkehr zu investieren. Nach dem ursprünglichen Kostenteiler hätte Kiesen 6400 Franken jährlich an den Busversuch beisteuern sollen. Die Folge des Neins zur finanziellen Beteiligung ist, dass der Bus nun direkt zwischen Oppligen und Wichtrach verkehrt, ohne in Kiesen Halt zu machen.

Deshalb fordern die Initianten nun, dass sich die Gemeinde Kiesen ab Ende 2011 am Busversuch beteiligt. Hauptanliegen ist aber, dass das Organisationsreglement der Gemeinde so geändert werden soll, dass die Stimmberechtigten in jedem Fall an der Gemeindeversammlung über den Beitritt oder Austritt bei Buslinien entscheiden können. Bisher entscheidet die Höhe der Kosten darüber, ob ein Geschäft vor die Gemeindeversammlung kommt oder nicht. Im Fall des Kiesental-Bus sind die Kosten so gering, dass der Gemeinderat in Eigenregie darüber entscheiden kann.

Entscheid wohl im Mai

Gemäss dem Kiesener Gemeindeschreiber Heinz Aebersold wird die Gemeindeinitiative jetzt auf ihre Gültigkeit geprüft. «Bei der vorliegenden Anzahl Unterschriften gehe ich davon aus, dass sie rechtlich zustande gekommen ist», sagt Aebersold. Danach entscheidet der Gemeinderat, welche Haltung er zum Geschäft einnimmt. Voraussichtlich im kommenden Mai soll das Anliegen dann dem Stimmvolk vorgelegt werden.

Autor:in
Marco Zysset / Thuner Tagblatt
Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 08.03.2011
Geändert: 08.03.2011
Klicks heute:
Klicks total: