Humanushaus Beitenwil - Solidaritätsfranken von Rubigen, Münsingen und Worb

Das Humanushaus in Beitenwil will durch eine Kampagne sechs Millionen Franken einholen, um zwei Neubauten zu finanzieren. Die Hälfte ist schon erreicht. Nun spenden die umliegenden Gemeinden einen "Solidaritätsfranken".

Annalisa Hartmann, annalisa.hartmann@bern-ost.ch

Ein Haus ohne Lift, ein Haus mit engen Gängen, die zu vielen kleinen, identischen "Zellen" führen. Das "Odilienhaus" auf dem Gelände der Einrichtung Humanushaus in Beitenwil ist nicht mehr zeitgemäss. In diesem Gebäude aus den 1950er-Jahren sind zwei Wohngruppen für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen untergebracht. Künftig sollen sie eigenständiger und ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechend in der Einrichtung leben können. Das Humanushaus plant daher eine grosse Sanierung und zwei Neubauten, das Odilienhaus soll abgerissen werden (wir berichteten).

 

Gut die Hälfte erreicht

11 Millionen Franken werden für das Projekt veranschlagt. 5 Millionen werden durch kantonale Beiträge und Hypotheken finanziert, 6 Millionen durch Spenden. Eine grosse Spendenkampagne läuft seit einem Jahr, das Humanushaus hat inzwischen gut die Hälfte 3,1 Millionen Franken erreicht. "Fast ein Drittel haben die Angehörigen und Menschen aus dem Umfeld der hier betreuten Personen beigesteuert", sagt Rainer Menzel, Co-Leiter der Stiftung Humanus-Haus. Inzwischen steht fest: Auch die umliegenden Gemeinden Rubigen, Münsingen und Worb beteiligen sich mit einem "Solidaritätsfranken", einem Beitrag, der im Falle von Münsingen und Worb ungefähr einem Franken pro Einwohner entspricht (Münsingen: 12'500 Franken, Worb: 11'277 Franken). Rubigen, die Standortgemeinde des Humanushaus, spendet 10'000 Franken, 3.50 Franken pro Einwohner. "Mit diesem Beitrag wollen die drei Gemeinden ihre Anerkennung für das Humanushaus zeigen", sagt Renato Krähenbühl, Gemeindepräsident von Rubigen.

 

Ziel ist ein Baubeginn 2020

Damit ist das Projekt einen grossen Schritt weiter. Auf dem Gelände in Beitenwil sieht man von dem Vorhaben aber noch nicht allzu viel. Ein paar Profile sind gestellt, von Abbruch oder Baustelle noch keine Spur. "Es ist schwierig einzuschätzen, in welchem Tempo es nun weiter geht", sagt Rainer Menzel. "Wir machen alles, damit wir bereit sind für den Baubeginn." Dieser hänge von der Finanzierung ab. Menzel hofft auf einen Bau im Laufe des Jahres 2020.

 

Ziel des Bauprojektes sind nicht nur zeitgemässe, alters- und behindertengerechte Gebäude, sondern auch die Möglichkeit für die Bewohnerinnen und Bewohner nach mehr Privatsphäre, kleineren Wohngruppen und mehr individuellem Gestaltungsfreiraum. Neu entstehen fünf Studios; eine Wohnform, die heute nur sehr wenigen der ingesamt 90 Bewohner offen steht.

 

"Kein Wachstumsprojekt"

"Mehr Raum erhöht die Lebensqualität und reduziert das Stresspotenzial", sagt Menzel. Und der Raum ist vorhanden, wie sich auf dem weitläufigen Gelände mit viel Grün und schönem Ausblick auf die Berge erkennen lässt. Man will ihn nun einfach besser nutzen. "Es handelt sich nicht um ein Wachstumsprojekt, sondern um eine Rochade", stellt Menzel klar.

 

Ein völlig neues Bild wird dadurch auf dem Gelände nicht entstehen. Denn viele der insgesamt 23 Gebäude, die zur anthroposophisch ausgerichteten Einrichtung gehören, sind alt und denkmalgeschützt. So zum Beispiel das alte "Asyl Gottesgnad", das Schloss, das auch weiterhin das Zentrum bilden soll.

 

Häufig wechselnde Konstellationen

Dass sich die neuen Räume flexibler nutzen lassen als die bisherigen, findet Menzel auch wichtig im Hinblick auf das neue Berner Modell, beim dem Betreuungsgelder nicht mehr den Institutionen zukommen, sondern den behinderten Menschen direkt. Menzel erwartet dadurch eine höhere Mobilität, "oder auch Fluktuation", wie er sagt. "Wenn häufiger die Konstellation wechselt, brauchen wir auch mehr Spielraum." 

 

[i] Überblick Bauprojekt

März 2019: 3,1 Millionen von 6 Millionen Franken Spenden sind zusammen gekommen. Ziel ist der Baubeginn Mitte 2020.

 

März 2019: Die Gemeinden Rubigen, Münsingen und Worb beteiligen sich mit einem Solidaritätsfanken an den Baukosten. 

Rubigen: 10'000 Franken

Münsingen: 12'500 Franken

Worb: 11'277 Franken

 

Ende 2018: Bewilligung Baugesuch

 

Frühling 2018: Start Spendenkampagne

 

2015: Humanushaus plant Sanierung und Neubau

 


Autor:in
Annalisa Hartmann, annalisa.hartmann@bern-ost.ch
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Erstellt: 28.03.2019
Geändert: 01.04.2019
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