Helipilot Patrick Berger in den USA: "Ich bin wieder im Alltag angekommen"
Der 23-jährige Patrick Berger aus Linden ist am 4. Januar für ein Jahr in die USA gereist, um sich zum Helikopterpiloten ausbilden zu lassen. Nach dem unerwarteten Tod seiner Mutter ist er zurück in Oregon und steht kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung.
Nun ist es schon zwei Monate her seit meiner Rückkehr in die USA, nachdem ich wegen einem Schicksalsschlag in die Heimat zurückkehren musste. Seit meiner Ankunft hat sich einiges getan. Nicht nur beim Fliegen, sondern auch bei mir privat. Ich habe mich ziemlich gut und schnell wieder an mein Fluggerät gewöhnt und meine Ausbildung zum Instrumentenflug fortgesetzt. Viel Lernen stand auf dem Programm, da ich kurz vor der letzten schulischen Prüfung stand, dem Checkride, bei dem sich zeigen würde ob ich die nächste Lizenz erhalte oder nicht.
Zuerst jedoch musste ich noch eine Prüfung schreiben, welche ich ohne Mühe mit 93% bestand. Danach hiess es warten, bis ich dann auch endlich ein Datum für meine schulische Prüfung bekam. Nach langen zweieinhalb Stunden Theorie war diese bestanden und es ging in den Helikopter. Das war der Plan. Doch starker Wind verhinderte das Fliegen und ich musste auf besseres Wetter warten. Einige Tage später war das Wetter gut aber der Helikopter hatte Funkprobleme und blieb deshalb am Boden.
Beim dritten Versuch zu fliegen, bin ich tatsächlich abgehoben, doch einige Minuten später sind aus unerklärlichen Gründen die kompletten Navigationsinstrumente ausgefallen, die ich brauchte, um den Instrumentenflug zu machen. Also hiess es zurück zum Flughafen. Ein paar Tage später dann endlich: Wetter gut, Helikopter gut und der Flug wurde auch als bestanden erklärt.
Schlechtes Wetter und starker Wind verhindert das Fliegen
Oregon ist bekannt für viel Regen und starkem Wind. Doch so viel Regen habe ich noch nicht erlebt. Nach der monatelangen Trockenheit im Sommer regnet es nun seit Wochen quasi ununterbrochen. Und wo Regen ist, sind auch Wolken, welche das Fliegen verhindern.
Doch anstatt zu Hause rumzusitzen um auf besseres Wetter zu warten, hatte ich beschlossen, noch kurz die amerikanische Autoprüfung zu machen. Mit kurz meine ich zehn Minuten Computertest und fünfzehn Minuten praktische Fahrprüfung mit einem Experten, der mich schwierige Manöver wie zum Beispiel Links- und Rechtskurven fahren liess. Gar nicht zu sprechen von den „hohen“ Kosten von rund siebzig Franken für die komplette Prüfung mit Ausweis. Nun wundert mich auch nicht mehr, warum man mit fünfzehn Jahren Auto fahren kann hier. Einige Tage später habe ich mir dann ein Auto gekauft welches mir das Leben noch einmal einiges erleichtert in den USA.
Sicherheitskurs in Los Angeles
Der Kurs dauerte dreieinhalb Tage und beinhaltete einen Flug mit einem sehr erfahrenen Fluglehrer, der mir Manöver und auch die Grenzen des Hubschraubers zeigte. Bei 24 Grad Celsius und Sonnenschein liessen wir es uns nicht nehmen noch ein bisschen dem Strand entlang zu fliegen. Der Kurs beinhaltete zum grössten Teil Vorträge, welche mir gezeigt haben wie ich mich nicht selber umbringe während dem Fliegen und wie ich sicher runter komme.
Wir sahen und hörten viele schreckliche Beispiele von Piloten, die ihr Leben verloren haben durch unüberlegtes Handeln. Auch die ganze Technik des Hubschraubers wurde sehr gut erklärt. Die Führung durch die Firma, in der jede Woche rund fünfzehn Helikopter hergestellt werden, war interessant.
Checkride Instrumentenflug
Mit dem Ziel die Instrumentenausbildung noch vor Weihnachten abschliessen zu können, machte ich Druck ein Datum zu kriegen für meinen Checkride. Am Samichlausentag war es dann soweit und um zwölf Uhr mittags fragte mich der Experte, ob ich bereit sei, die Prüfung anzugehen. Nach nur fünfzehn Minuten hatte ich die theoretische Prüfung bestanden und somit die Hälfte der Lizenz schon in der Tasche. Nur noch fliegen und der nächste Meilenstein ist geschafft.
Jedoch, wie man sich schon denken kann, musste der Flug wegen zu viel Wind abgesagt werden. Wir versuchen, den Flug bis Ende dieser Woche noch zu machen. Wenn es nicht möglich ist, dann im Februar.
Rückblick auf das USA-Jahr 2015
Am 15. Mai war der erste Meilenstein geschafft und ich habe die Pilotenprüfung bestanden, was mein Lebenstraum war. Ohne grosse Pause ging es weiter mit vielen Soloflügen und auch bald mit dem Start des Instrumentenfluges. Alles verlief nach Plan und ich war einfach nur glücklich.
Doch dann kam der Tag den ich niemals mehr vergessen werde. Der Tag an dem ich einen Anruf bekam, dass meine Mam sterben wird. Für mich brach eine Welt zusammen und ich kann bis heute noch nicht verstehen, warum sie so früh gehen musste. Ich bin in die Schweiz zurückgekehrt um noch Abschied von ihr nehmen zu können und um anschliessend das meiste zu regeln. Jedoch habe ich bald bemerkt das ich wieder zurück in die USA will, zurück ins Cockpit wo ich hingehöre. Am 6. Oktober sass ich dann wieder im Flieger Richtung Portland wo mich alle herzlichst empfangen haben. Neuen Mut gefasst, ich wusste, es muss weitergehen.
Am Sonntag heisst es „Welcome back in Linden“
Am Sonntag, dem 13. Dezember heisst es um 10.10 Uhr morgens am Zürich Flughafen „Welcome back“. Wie ursprünglich geplant, werde ich über die Feiertage bis voraussichtlich Ende Januar in die Schweiz, zurück nach Linden, kommen. Ich werde zu Hause einiges erledigen müssen. Papierkram und auch Aufräumarbeiten zu Hause für die neuen Mieter. Ich werde ausserdem so oft wie möglich das Eisfeld aufsuchen, um Hockey zu spielen. Das habe ich vermisst. Ausserdem werde ich bestimmt im BERN-OST Café Chat in Worb anzutreffen sein um dort ein gutes „Kafi“ zu geniessen.
Ich möchte mich hiermit bei den zahlreichen Leserinnen und Lesern bedanken für die Feedbacks, die Unterstützung und für das Teilen meiner Berichte. Ich wünsche euch allen eine gesegnete, stressfreie und fröhliche Weihnachtszeit und für das kommende Jahr 2016 einen guten Rutsch und alles Gute. Vielleicht begegnet man sich mal im BERN-OST Kafi oder sonst irgendwo.
[i] Zu den vergangenen Berichten von Patrick Berger...