Grosshöchstetten - Orchester in Hochform

In der Kirche Grosshöchstetten bescherte das Orchester Konolfingen dem Publikum ein faszinierendes Konzert mit überraschungsreichen Werken.

jsg, Wochen-Zeitung
Zum Auftakt erklang die achtsätzige Sonate «Battalia» des barocken Komponisten Heinrich Ignaz Franz Biber souverän, engagiert gespielt und mit unerwarteten Klang- und Rhythmuseffekten garniert. Gastdirigent Roberto Fabbroni führte das Streicherensemble straff aber mit einer bewundernswerter Leichtigkeit durch die diversen Klippen des in die damalige Sparte der «Schlachtgemälde» gehörenden Werkes.

Der Wechsel ins 20. Jahrhundert wurde mit den «Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Kuhnau» vollzogen. Der niederländische Komponist Hendrik Andries­sen verarbeitete das barocke Thema in sechs Variationen und fügte am Schluss eine imposante Fuge dazu. Auch hier zeigte sich das Orchester auf der Höhe seiner Aufgabe und glänzte mit sehr schöner Dynamik.

Das besondere Klarinettenkonzert


Das Klarinettenkonzert Nr.1, f-moll von Carl Maria von Weber gehört zum Repertoire wohl aller Profi-Klarinettisten. Weil es bei den Verzierungen von Bärmann, einem Freund Webers nachträglich verändert wurde, ist eine «korrekte» Interpretation unter den Interpreten umstritten. Der Solist Thomas Kocher spielte es ungeachtet davon mit grossem Einfühlungsvermögen und brillanter Technik.

Unterstützt von dem Dutzend zusätzlichen Bläsern und den Streichern entstand ein adäquates Zusammenspiel, das einzig bei den schwierigen Rhythmen und Übergängen nicht immer ganz lupenrein war. Der Solist wurde mit grossem Applaus bedacht und gab, zusammen mit einem Bläserkollegen als Zugabe einen Satz aus dem Concerto für zwei Klarinetten von Francis Poulenc zum Besten.

«Melodia en La menor» und «Tangazo» von Astor Piazzolla, dem argentinischen Begründer des modernen Tangos erklangen mit Dissonanzen und rhythmischen Herausforderungen, bevor dann sieben rumänische Volkstänze von Bela Bartok den wieder fröhlichen und humorvollen Abschluss zusammen mit den Bläsern bildeten.

Das Gastrecht in Grosshöchstetten, weil die Kirche Konolfingen renoviert wird, schien den Konolfingern zu behagen. Sie eröffneten dem Publikum einmal mehr den Zugang zu besonderen und auch zum Teil unbekannten Werken, hielten bis zum Schluss den Anforderungen stand und erhielten für ihre Gesamtinterpretation herzlichen Applaus.  

Diesen durfte auch der scheidende Konzertmeister Niklaus Vogel entgegennehmen. Er verlässt das Orchester um sich in Spanien in der Filmmusikbranche weiterzubilden.

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jsg, Wochen-Zeitung
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Erstellt: 18.06.2015
Geändert: 18.06.2015
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