Stettlen - Gemeindeschreiberin für mehr Frauen in der Politik
Beim ersten Frauenforum Stettlen sollen Frauen motiviert werden, sich politisch zu engagieren. Gemeindeschreiberin Verena Zwahlen will ihre Mitbürgerinnen über aktuelle Geschäfte informieren und herausfinden, was sie von der Politik fernhält.
Wie in fast allen politischen Behörden der Schweiz, sind auch im Gemeinderat von Stettlen Frauen gründlich untervertreten. Mit Elisabeth Baumberger (FDP) sitzt gerade mal eine Frau in der siebenköpfigen Gemeindeexekutive. Wieviele es seit Einführung des Wahlrechts für Frauen insgesamt waren, oder welches der höchste Frauenanteil war, den es hier je gab, sei schwierig zu recherchieren, sagt Gemeindeschreiberin Verena Zwahlen, die den Anlass initiiert hat. "Aber es waren auch schon mal drei Gemeinderätinnen gleichzeitig im Amt." Eine Gemeindepräsidentin hingegen hatte Stettlen noch nie.
Männerdomäne Baukommission
Nicht viel besser sieht es in den Kommissionen aus. Zwar sind alle sechs Mitglieder der Sozialkommission Vechigen, der auch zwei Stettlerinnen angehören, Frauen. Die Hochbau- und die Tiefbaukommission von Stettlen sind dagegen ganz in Männerhand. Das sei vorallem in der Hochbaukommission schade, weil diese noch gewisse Entscheidungskompetenzen habe, erklärt Zwahlen. Etwas vielfältiger sind die Verhältnisse in den Fachgruppen für Altersfragen, für Umwelt und Natur und im Wahlausschuss.
Zwahlen hat das 1. Frauenforum Stettlen gemeinsam mit Gemeinderätin Baumberger, Erika Pulfer, Chefredaktorin der Bantiger Post, und drei weiteren Frauen aus Gewerbekreisen ins Leben gerufen. Ziel des Forums ist, Frauen für die politische Teilhabe zu motivieren. "Es geht nicht in erster Linie darum, Frauen für ein Amt zu finden, auch wenn die Frauenvertretung im Gemeinderat der Auslöser war", sagt Zwahlen. "Wir wollen einfach mal aufzeigen, was politisch alles läuft. So dass es Frauen anspricht."
"Frauen 'gähs gsorget', wenns um Politik geht"
Das bedeute einerseits, aufzuzeigen, dass politische Themen nicht nur technische und finanzielle Aspekte haben, sondern sich konkret auf das eigene Leben auswirken. Es bedeute aber auch "Themen runterzubrechen für Leute, die noch nicht so viel Ahnung haben." Frauen würden das Politische oft "gsorget gäh", also den Männern überlassen, weil sie die Komplexität der Aufgaben fürchten oder etwa ungern vor Leuten reden würden. Männer hätten diese Bedenken weniger und würden sich ein Amt oft eher zutrauen, auch wenn sie vielleicht gar nicht mehr Ahnung hätten. Zwahlen ist überzeugt, dass sich das ändern wird, dass die nächste Generation Frauen diesbezüglich anders sein wird. "Aber die haben keine Zeit! Mit Kindern, Haushalt und Beruf sind die Frauen heute oft mehr belastet als die Männer." Am Forum gehe es auch darum, die Gründe für die Politabstinenz der Frauen herauszufinden. "Liegt es an den abendlichen Sitzungen oder Ängsten vor dem allgemeinen Aufwand?"
Der Abend wird mit einem Infoteil beginnen, den Zwahlen zum grossen Teil allein bestreiten wird, da sie aus erster Hand über alles Bescheid weiss, was in der Politik und der Verwaltung von Stettlen aktuell passiert. Anschliessend wird in Kleingruppen über verschiedene Fragen diskutiert. "Vielleicht ergeben sich daraus ein Fazit oder ein Plan, wie es weitergeht, vielleicht sogar Eingaben an die Behörden." Anschliessend gibt es ein Apéro und schliesslich ein Znacht, das die Teilnehmerinnen allerdings selber bezahlen müssen. Bereits haben sich 30 angemeldet, weitere 25 baten darum, zu einer allfälligen zweiten Ausgabe eingeladen zu werden.
Nur für Schweizerinnen
Eingeladen sind alle 1148 stimmberechtigten Stettlerinnen, also jene, die einen Schweizer Pass haben und über 18 sind. "Ausländerinnen können politisch ja gar nicht mitmachen", begründet Zwahlen den Ausschluss. Und: "Integration steht momentan nicht im Vordergrund."
Das Frauenforum wird von der Gemeinde Stettlen unterstützt. Einerseits zahlt sie das Apéro, andererseits ermöglichte sie Zwahlen, den Anlass während der Arbeitszeit zu organisieren. Die Unterstützung gibt es aber explizit nur für die erste Ausgabe, danach müssen die Frauen selber weiterschauen.
Erste Gemeindepräsidentin für Stettlen?
Wieviele Gemeinderatsmitglieder zu den Wahlen im Herbst wieder antreten, ob also Sitze frei werden, ist noch nicht offiziell bekannt. Gemeindepräsident Lorenz Hess wird "tendenziell"noch einmal antreten, sagt er auf Anfrage. "Aber wenn morgen jemand kommt, der sich ernsthaft für das Amt interessiert, stelle ich es sofort zur Verfügung." Vielleicht also wählen die Stettlerinnen und Stettler heuer ihre erste Gemeindepräsidentin?
[i] Einladung und Anmeldung (PDF)