François Breitenmoser: Hüter der gelben Wegweiser

Rund 80 ehrenamtliche Mitarbeiter kontrollieren jährlich die gelben Wegweiser entlang den Wanderwegen im Kanton Bern. Ohne sie wäre der Unterhalt der Signalisation der fast 10 000 Kilometer Wanderwege wohl unmöglich.

Eva Pfirter, der Bund

Alle paar Minuten wird der Mann angesprochen. Kaum ein Gesicht, das ihn nicht lachend begrüsst, kaum eine Hand, die ihm nicht wohlwollend auf die Schulter klopft. Man merkt rasch: François Breitenmoser ist ein Mensch, der seine Arbeit mit Leib und Seele verrichtet und dafür geschätzt wird. Seit seiner Pensionierung vor rund 13 Jahren ist er Bezirksleiter «Bern rechts Aare». Das heisst: Der Rüfenachter überprüft alle Wanderwege zwischen der Hunzikenbrücke und Worblaufen, insgesamt sind das fast 600 Wegweiser. Etwa fünf Prozent von ihnen müssten jedes Jahr ersetzt werden. Andere seien verbogen oder verschmutzt. Manchmal braucht ein Wegweiser an einem Baumstamm frische Farbe. Für all diese Fälle ist François Breitenmoser gerüstet: Er hat nicht nur eine Leiter dabei, sondern auch einen Korb voller Werkzeug, Putzmittel und Farbe. Auch Sträucher schneidet er hin und wieder zurück, damit man die Wegweiser besser sieht.


9877 km lang ist das Wanderwegnetz im Kanton Bern. Leuchtend gelbe Schilder weisen Wanderbegeisterten jahrein, jahraus den Weg. Dank ihnen weiss man nicht nur, ob man sich überhaupt auf einem offiziellen Wanderweg befindet, sondern man erfährt auch, wie lange die Teilstrecken einer Wanderung dauern und wo sich der Weg gabelt. Ein Service, der im Ausland seinesgleichen sucht. Möglich ist er nur, weil es genügend Freiwillige wie François Breitenmoser gibt, die kontrollieren, ob alle Pfeile in die richtige Richtung weisen.


Insgesamt ist der 76-Jährige rund 150 Stunden pro Jahr auf Wanderwegen unterwegs. Ab Mitte August herrsche bei ihm Hochsaison, sagt der Wanderfan, der in Winterthur und La Tour-de-Peilz am Genfersee aufgewachsen ist. «In dieser Zeit bin ich etwa drei Tage pro Woche unterwegs.» Das hat einen Grund: Jeweils Ende Oktober muss er den jährlichen Rapport abliefern.


Diplomatisches Geschick gefragt


Wer denkt, dass es im Winterhalbjahr kaum Arbeit für Wanderweg-Kontrolleure gebe, irrt sich. In der kalten Jahreszeit verhandelt er häufig mit Bauern, durch deren Land Wanderpfade führen. «Das ist meistens problemlos», sagt der Rüfenachter, der zehn Jahre für die CVP im Grossen Gemeinderat Worb sass. Weniger kooperativ seien jedoch die privaten Landbesitzer, die beispielsweise Pferde züchteten oder einfach so Land besässen, durch das ein Wanderweg führe: «Ich habe schon erlebt, dass Landbesitzer dagegen waren, dass ein Wegabschnitt durch den Bau eines Treppchens sicherer gemacht wird.» Dann komme es zu einer Patt-Situation, in der nichts mehr gehe, erzählt Breitenmoser. Solche Situationen seien das Schwierigste an seinem Job.


Während sich die Bezirksleiter um die Beschilderung der Wege kümmern, sind die Gemeinden für deren Unterhalt zuständig. Letztere erfahren von den Wanderweg-Spezialisten, an welchen Stellen der Weg ausgebessert werden muss. Den Verein Berner Wanderwege gibt es seit 1937. Seine Gründer waren Pioniere, denn sie stellten den Fussgängern Wege zur Verfügung und schufen ein Netz von Wegweisern. Inzwischen ist der Verein, der rund 13 000 Mitglieder zählt, zu einer wichtigen Fachorganisation herangewachsen.


Viele Engagierte rund um Bern


Hans Ulrich von Gunten, Technischer Leiter des Vereins, schätzt das Engagement der Bezirksleiter: «Wir sind auf die ehrenamtlichen Mitarbeiter angewiesen. Ohne sie wäre es schwierig, das Wanderwegnetz zu unterhalten.» Rund um Bern gebe es genug Männer und Frauen, die gerne im Verein mitarbeiteten. «Es gibt sogar eine Warteliste!», sagt von Gunten. Ganz anders sehe es aber im Oberland oder dem Emmental aus. Hier sei es schwierig, Leute zu finden – auch, weil ein Bezirksleiter idealerweise in «seiner» Region wohnt.


Die Unterhaltsarbeiten, die François Breitenmoser seit vielen Jahren erledigt, sind anspruchsvoll. Bei der Montage von neuen Wegweisern hilft ihm jeweils sein Sohn Serge, denn die Sockel wiegen rund 15 Kilogramm. Für den Rüfenachter aber lohnt sich diese Mühe, denn er sagt: «Das Schöne an dieser Arbeit ist, dass man das Resultat sofort sieht.»


Autor:in
Eva Pfirter, der Bund
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Erstellt: 03.10.2015
Geändert: 03.10.2015
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