Euro-Krise: Gemeinde-Pensionskasse verliert erneut Millionen

Die angeschlagene Pensionskasse Bolligen-Ittigen-Ostermundigen hat durch die Aufhebung des Euromindestkurses weitere 4,8 Millionen Franken verloren. Ostermundiger Politiker fordern nun Konsequenzen.

Markus Zahno, Berner Zeitung BZ

Der 15. Januar war ein schwarzer Tag für die Gemeinden Bolligen, Ittigen und Ostermundigen. Die Nationalbank hob damals den Euromindestkurs auf und stürzte die Pensionskasse Bolligen-Ittigen-Ostermundigen (PVS BIO) damit noch näher an den Abgrund. Von ihren 140 Millionen Franken Gesamtvermögen hat die Kasse nämlich rund 36 Millionen in Fremdwährungen angelegt. Nach dem Euro-Entscheid fiel die Rendite der Kasse Mitte Januar auf minus 3,4 Prozent, wie Geschäftsführer Bernhard Egger bestätigt. Die PVS BIO hat also auf einen Schlag 4,8 Millionen Franken verloren.

Natürlich steht die PVS BIO mit diesem Problem nicht alleine da. Laut dem Beratungsunternehmen Towers Watson haben die Schweizer Pensionskassen nach dem Euroentscheid über 30 Milliarden Franken verloren. Die PVS BIO war allerdings bereits zuvor massiv unterdeckt, Ende 2013 fehlten ihr rund 36 Millionen Franken. Für das Jahr 2014 liegen die genauen Zahlen der PVS BIO noch nicht vor. Laut Bernhard Egger beträgt die Rendite gut 6 Prozent. Macht etwas über 8 Millionen Franken Gewinn – von denen am 15. Januar aber mehr als die Hälfte wieder vernichtet wurden.

«Ein heisser Ofen»

Im Ostermundiger Gemeindeparlament mussten die Verantwortlichen der PVS BIO vorgestern Abend abermals Kritik einstecken. Die Kasse habe in den guten Jahren einen zu tiefen Gewinn erwirtschaftet und den Versicherten zu grosszügige Leistungen gewährt, sagte Colette Nova, SP-Parlamentarierin und Vizedirektorin des Bundesamtes für Sozialversicherungen. Die Anlagestrategie sei «sehr riskant» und bei den Entscheidungsträgern vermisse sie die Fachkompetenz. Finanzfachmann Luca Alberucci (GLP) fasste die Situation in bildhaften Worten zusammen: «Das ist ein heisser Ofen.» In einem politischen Vorstoss wollen Colette Nova und weitere Parlamentarier nun erreichen, dass die PVS BIO nach der Sanierung aufgelöst und in eine Sammelstiftung überführt wird.

Es kostet viel – so oder so

Bei der Sanierung prüfe die PVS BIO derzeit verschiedene Szenarien, erklärt Geschäftsführer Egger. «Egal, ob man eigenständig bleibt oder sich einer Sammelstiftung anschliesst, der Sanierungsbetrag bleibt immer gleich gross.» Der Unterschied: Bei einem Alleingang kann der Betrag über mehrere Jahre verteilt werden, bei einem Anschluss an eine Sammelstiftung wird er auf einmal fällig.

Allein die Gemeinde Ostermundigen müsse 11,5 bis 13,5 Millionen Franken an die Sanierung zahlen, hat der Gemeinderat unlängst geschätzt. Und dabei sind die Auswirkungen des 15. Januars noch nicht einmal eingerechnet.

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Erstellt: 14.02.2015
Geändert: 14.02.2015
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