Entlastungsstrasse: In Münsingen folgen nach dem Ja weitere Dominosteine

Das hauchdünne Ja zur Entlastungsstrasse in Münsingen wird nicht angefochten. Der grösste Brocken sei damit weggeräumt, sagt Gemeinderat Andreas Kägi (FDP).

Markus Dütschler, "Der Bund"
Nach der knappen Mehrheit von 13 Stimmen für die neue Entlastungsstrasse in Münsingen bei der Abstimmung vom Sonntag stellt sich die Frage: Ist das Ja wirklich ein Ja? «Es ist ein Zufallsmehr», räumt Vize-Gemeindepräsident Andreas Kägi (FDP) auf Anfrage ein, der Entscheid hätte leicht auf die andere Seite kippen können.
 

Aber nach dreimaligem Nachzählen sei klar, dass ein gültiges Resultat vorliege, weshalb wie vorgesehen verfahren werde. «Die Abstimmung war die Grundsatzfrage: Wollen wir die Strasse oder wollen wir sie nicht?» Nach der Antwort vom Sonntag sei «nun der grösste Brocken weggeräumt», sagt Kägi, jetzt folgten die anderen Dominosteine.

Er denke nicht, dass es für den Neubau der Industriestrasse beim Bahnhof eine zweite Volksabstimmung geben werde, die dann womöglich anders verlaufen könnte. Diese neue Industriestrasse sei nämlich die Fortsetzung der nun beschlossenen Entlastungsstrasse, welche die Verbindung zur Belpbergstrasse ermögliche, und somit ein wichtiger Teil des Verkehrskonzepts. Er gehe stark davon aus, dass jene Strasse für unter fünf Millionen Franken zu realisieren sei, einen Betrag also, der in der Kompetenz des Parlaments liege.
 

Die neue Industriestrasse entlang der Bahnlinie müsse ohnehin gebaut werden, legt Kägi dar, da das neu zu erstellende Quartier Bahnhof West über sie erschlossen werde. Zuversichtlich stimmt ihn, dass im betroffenen Gebiet eine «vehemente Befürworterin der neuen Strasse» involviert sei, die grüne GGR-Parlamentarierin Daniela Fankhauser. Auch sonst rechne er fest damit, dass es mit den Anwohnern zu einer Einigung komme, die ersten Gespräche im Frühjahr 2017 hätten ihn zuversichtlich gestimmt.
 

«Alle von der neuen Industriestrasse betroffenen Anwohner wissen seit zwei Jahrzehnten, dass diese Strasse einmal kommen wird.» Er glaube, dass man die betroffenen Eigentümer vom Projekt werde überzeugen können. Für Kägi ist es auch ein positives Zeichen, dass das Parlament vor kurzem die Überbauungsordnung Senevita genehmigt hat – einstimmig, wie er betont. Dabei geht es um ein Gebäude mit 80 Seniorenwohnungen und 50 Pflegeplätzen, dazu kommt ein neu gestalteter Bahnhofvorbereich auf der Westseite.

SP akzeptiert Volksentscheid

Die GGR-Parlamentarierin Elisabeth Striffeler-Mürset (SP) hatte am Sonntag laut darüber nachgedacht, ob die Partei wegen des knappen Resultats eine offizielle Nachzählung verlangen solle. Nun sagt sie: «Es ist eine demokratische Entscheidung, an der man nicht mehr rütteln kann.» Die SP akzeptiere das Ergebnis des Urnengangs. Münsingen sei leider immer noch voller Verkehr.
 

«Solange bei anderen Parteien in Münsingen noch immer die Frage im Vordergrund steht, ob genug Parkplätze vorhanden seien, ist die Gemeinde noch nicht reif für umweltfreundlicheres Denken.» Die Politikerin verhehlt nicht, dass sie die offensive Plakataktion der Befürworter noch immer missbilligt, «einen Kampf David gegen Goliath», bei dem das Reglement «voll ausgereizt» worden sei.
 

Nun schaue sie aber vorwärts: Besonders nach dem Achtungserfolg vom Sonntag werde man weiter in der Begleitgruppe mitarbeiten, damit alle Versprechungen des Gemeinderates und wichtige Anliegen wie Schulwegsicherung und Verhinderung von Schleichwegen umgesetzt würden.


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Erstellt: 26.09.2017
Geändert: 26.09.2017
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