Eishockey - Kreative Lösungen sind gefragt
Die Jungadler aus Mannheim nehmen erstmals am Internationalen Nachwuchsturnier in Wichtrach teil. Die Nachwuchsorganisation der Deutschen ist eine der grössten im Land.
Das erste Problem hing mit den unterschiedlichen Alterskategorien zusammen, in denen die Nachwuchsmeisterschaften ausgetragen werden. In Deutschland gibt es keine Novizenliga wie in der Schweiz. Die Spieler der Jahrgänge 1999 sind bei den Jungadlern aus Mannheim Mitglied der U-19-Equipe, jene mit Geburtsjahr 2000 spielen in der U-16. Also musste Frank Fischöder, der Nachwuchscheftrainer der Nordbadener, für das Internationale Nachwuchsturnier in Wichtrach eigens eine Mannschaft zusammenstellen. «Damit ist auch erklärbar, dass wir im ersten Turnierspiel Anlaufschwierigkeiten hatten.»
Die Adler trafen mit den SCL Young Tigers auf eine starke Schweizer Mannschaft und unterlagen den Emmentalern 5:6. Der Siegtreffer der Tigers fiel in den letzten Sekunden, als die Deutschen nach dem Ausgleichstor zum 5:5 das Spiel noch gewinnen wollten und ausgekontert wurden. Im zweiten Spiel war Mannheim dem Titelverteidiger aus Bratislava klar überlegen. Die Slowaken, die in diesem Jahr deutlich schwächer sind, wurden mit 13:0 deklassiert.
Mannheim, Köln, Berlin
Etwa 400 Nachwuchsspieler sind bei den Mannheimern in den Teams von der U-19 bis hin zur U-8 aktiv. Das Gesamtbudget beträgt 1,9 Millionen Euro. «Zusammen mit den Kölner Haien und den Berliner Eisbären gehören wir zu den drei grössten Juniorenorganisationen Deutschlands», sagt Fischöder. In den U-19- und U-16-Teams sind neben Einheimischen auch Talente aus anderen Teilen Deutschlands versammelt. Von der U-14 an abwärts setzt man auf Spieler aus den eigenen Reihen.
Hier stellt sich ein weiteres Problem genereller Natur, obwohl in Mannheim selbst genügend Nachwuchsspieler rekrutiert werden können. «Die Stadt ist so ziemlich eine Insel, was Eishockey betrifft. Im Umland gibt es kaum andere Vereine mit guter Juniorenarbeit», sagt Fischöder. «Ab und zu ziehen Eltern in die Rhein-Neckar-Region, damit ihre Kinder bei uns spielen können.»
Die Jungadler sind auch sonst zu kreativen Lösungen gezwungen. Am Spengler-Cup in Davos sind 8 Spieler im Mannheimer Team mit dabei, die aus den eigenen Reihen stammen. Den direkten Weg von der U-19 in die DEL-Mannschaft hat aber keiner dieser Akteure genommen.
«Der Schritt vom Nachwuchs zu den Profis ist zu gross», sagt Fischöder. «Die Toptalente schicken wir daher zur Weiterausbildung in nordamerikanische Ligen. Mit der Folge, dass wir sie dann zum Teil für viel Geld zurückkaufen müssen.» Die jeweils besten U-14- und U-12-Teams der Jungadler wiederum spielen in der tschechischen Liga mit, weil dort im Gegensatz zu Deutschland nationale Meisterschaften in diesen Altersklassen ausgetragen werden.
Viele Turniere
Diesen Hindernissen zum Trotz sind die Mannheimer erfolgreich. Die U-19 war dreimal in Folge deutscher Meister. Das Wichtracher Turnier ist eines von vielen, die sie bestreiten. «Wir waren schon in Skandinavien oder Nordamerika», sagt Fischöder. «Gerade das Spiel auf kleinen Eisfeldern ist eine gute Erfahrung», sagt Fischöder. In der Sagibach-Halle verfolgt er kein bestimmtes Ziel. «Wir nehmen Spiel für Spiel. Es ist ein gutes Turnier. Wir fühlen uns hier wohl.»