Bowil - Knorrig und erdverbunden
Zumindest für die Reise nach Bowil haben sich die Muotathaler Wetterschmöcker zünftig vertan. Sonst hätten sie mehr Zeit eingerechnet. Inwieweit ihre Prognosen sonst ernst zu nehmen sind, blieb an ihrem Auftritt im Gasthof Schlossberg offen.
Stephan Künzi, Berner Zeitung
An diesem Abend scheint ihnen der Sinn fürs Wetter und Schmöcken abhanden gekommen zu sein. Das Publikum im Gasthof Schlossberg ausgangs Bowil muss sich jedenfalls gedulden, bis Kari Hediger und Martin Holdener zwanzig Minuten verspätet auftauchen. Sie seien auf der Herreise aus ihrer Schwyzer Heimat vom Schneetreiben aufgehalten worden, lässt Hediger entschuldigend verlauten. Und Holdener ergänzt: «Ich bin noch nie so lange in einem Auto gesessen.»
Holdener und Hediger verkörpern das, was man sich unter einem Muotathaler Wetterschmöcker gemeinhin vorstellt. Mit ihren wallenden Bärten und ihrer knorrigen Art entsprechen sie dem Klischee des erdverbundenen Innerschweizer Bauern, der durch genaues Beobachten der Natur das Wetter vorhersehen kann. Sechs dieser «Propheten» sind seit Jahr und Tag im Amt, allesamt Männer. Frauen hätten in ihren Reihen allein daher nichts verloren, «weil sie sich keinen Bart wachsen lassen können», so die beiden trocken.
Holdener und Hediger verkörpern das, was man sich unter einem Muotathaler Wetterschmöcker gemeinhin vorstellt. Mit ihren wallenden Bärten und ihrer knorrigen Art entsprechen sie dem Klischee des erdverbundenen Innerschweizer Bauern, der durch genaues Beobachten der Natur das Wetter vorhersehen kann. Sechs dieser «Propheten» sind seit Jahr und Tag im Amt, allesamt Männer. Frauen hätten in ihren Reihen allein daher nichts verloren, «weil sie sich keinen Bart wachsen lassen können», so die beiden trocken.
Mehr draussen als drinnen
An ihrem Auftritt in Bowil plaudern die beiden munter drauflos, bringen auch immer wieder ihre mehr oder weniger geistreichen Witze. Dazu erzählen sie von ihrem Leben als Bauern, Holzfäller und Älpler in der stotzigen Berglandschaft. Davon auch, dass ihnen die Arbeit draussen schon in jungen Jahren mehr zusagte als zum Beispiel die Schule. «Sechs Jahre Halbtagsschule reicht fürs Leben», stellt Holdener fest, und Hediger pflichtet ihm bei: «Auch ich bin nur daheim, um die Schuhe zu wechseln.»
Natürlich geht es auch ums Wetter, das Holdener im Kreise der Wetterschmöcker seit 15 und Hediger seit 2 Jahren prophezeit. Die beiden zitieren aus ihren taufrischen Vorhersagen für diesen Winter, der zumindest in Hedigers Version kalt werden soll. Gerade im Februar werde dies der Fall sein, erklärt der 60-Jährige. Für den Valentinstag rät er, die Frau statt mit echten Blumen mit Eisblumen zu überraschen und flachst: «Das ist billiger.» Holdener ist da buchstäblich milder gestimmt. Anders als sein Vorredner stellt der 51-Jährige für die Weihnachtstage nicht einen Schneesturm, sondern strahlendes Winterwetter in Aussicht. Generell geht er von wärmeren Temperaturen aus, die in den tieferen Lagen die Matten zum Teil sogar grün werden lassen. «Die studierten Meteorologen sagen uns einen harten Winter voraus», witzelt auch er. Das vereinfache ihm die Arbeit sehr: «Ich muss dann nur das Gegenteil vorhersagen – und liege richtig.»
Sägemehl, Schnecken, Mäuse
Wie die beiden zu ihren Prognosen kommen? Hediger zieht den Bast zu Rate, den er in den gefällten Stämmen zwischen dem Holz und der Rinde findet, riecht weiter am Sägemehl und isst auch davon. Er beobachtet Schnecken, schliesst aus der Grösse ihrer Häuschen daraus, wie hart der nächste Winter wird, und lässt sie um die Wette kriechen.
Holdener hat sich ganz den Mäusen verschrieben. Wenn sie ruhig sind, schliesst er auf stabiles, schönes Wetter, werden sie aber nervös, naht ein Wetterumsturz. Er könne sogar anhand des Geruchs vor den Löchern erkennen, ob die Mäuse viele Vorräte sammelten und damit der Winter streng werde – «sie haben dann keine Zeit zum Duschen».
Die Lacher im Saal zeigen, dass ihm das Publikum dies nicht abkauft. Er selber sagt es am Ende so:«Ich hoffe, dass ihr uns glaubt. Sonst schicken wir das nächste Mal zwei andere aus unseren Reihen zu euch.»