Bolligen - "Wir haben keinen Plan B"
Umdie Primarschulen zusammenlegen zu können, will die Gemeinde Bolligen das Lutertalschulhaus erweitern. Gegen das 11,5-Millionen-Projekt formiert sich allerdings Widerstand.
Heute gibt es im Lutertalschulhaus 7 Klassenzimmer, mit Erweiterungsbau wären es 16. Dazu kämen 5 zusätzliche Gruppenarbeitszimmer, neue Räume für die Tagesschule, das Werken und den Spezialunterricht. Im bestehenden Schulhausteil sollen zudem diverse Räume erneuert sowie die Beleuchtung und die Böden ersetzt werden.
Insgesamt 11,47 Millionen Franken kostet das Projekt, das als Sieger aus einem Architekturwettbewerb hervorging und in den letzten Monaten weiterentwickelt wurde. Am 18. Juni stimmt die Bolliger Gemeindeversammlung über den Kredit und über eine Änderung des Baureglements ab. Diese ermöglicht eine neue maximale Gebäudehöhe von 12 statt 10 Metern.
Ohne neue Turnhalle
Die Erweiterung wird nötig, weil die Gemeinde die Primarschulen Lutertal und Flugbrunnenstrasse im Lutertal zusammenlegen will. Anfang 2011 hatte das Volk dazu Ja gesagt. Die nicht mehr benötigte Schulanlage Flugbrunnenstrasse sowie weitere Gebäude sollen danach zugunsten einer neuen Wohnüberbauung abgerissen werden. Der Landerlös der Überbauung werde je nachdem fast ausreichen, um die Kosten der Lutertalerweiterung zu decken, kündigt Gemeinderat Markus Walther (SVP, Ressort Planung) an. Näher ins Detail geht er im Moment nicht.
Gemäss ersten Schätzungen sollte die Erweiterung der Schulanlage rund 12 Millionen Franken kosten – allerdings inklusive einer neuen Turnhalle. Auf diese soll aus Kostengründen verzichtet werden, wie der Gemeinderat bereits vorletztes Jahr ankündigte. Dafür werde man im bestehenden Schulhaus dieses und jenes sanieren, das vorher nicht inbegriffen gewesen sei, hat Gemeinderat Niklaus Sahli (SP, Ressort Hochbau) gestern vor den Medien erklärt.
Im August 2015 fertig
Wahli ist zuversichtlich, das Stimmvolk für ein Ja gewinnen zu können. «Einen Plan B haben wir nicht», sagt er. Dem Vorschlag des Gegenkomitees, vorderhand auf den Erweiterungsbau zu verzichten (siehe Zweittext), kann der Gemeinderat nichts abgewinnen. Der Altbau des Flugbrunnenschulhauses könne die Bedürfnisse der Schule nicht erfüllen. Im geplanten Erweiterungsbau seien die Räume viel effizienter nutzbar.
Falls das Volk am 18. Juni zustimmt, sollen die Bauarbeiten im Frühjahr 2014 beginnen. Der Unterricht kann während der Bauphase weitergehen, die Erneuerungsarbeiten im bestehenden Teil werden etappenweise in den Schulferien realisiert. Auf August 2015 soll das erweiterte Lutertalschulhaus dann fertig sein.
Grundsätzlich gebe es wenig gegen das Projekt einzuwenden, sagt Adrian Goetschi. Aber: «Es ist zu klein.» Die Gemeindebehörden hätten den Erweiterungsbau aus Spargründen derart abgespeckt, dass er nun weniger Platz biete als der Altbau des Flugbrunnenschulhauses. «Der Standort Lutertal hätte nicht einmal mehr einen brauchbaren Saal für Schulanlässe», argumentieren die Gegner. So könne die Anlage «die Funktionen eines Schulzentrums für die Unter- und Mittelstufe in keiner Art und Weise erfüllen».
Adrian Goetschi ist Vater zweier Kinder und hat mit zwei anderen Vätern ein überparteiliches Komitee gegründet. Zu den Sympathisantinnen und Sympathisanten gehören offenbar auch Lehrkräfte . Auf seiner Website www.3065bolligen.ch zeigt das Komitee Alternativen auf: Das alte Flugbrunnenschulhaus soll stehen bleiben und der sanierungsbedürftige Teil aus den 60er-Jahren abgebrochen werden. So entstehe auf dem Flugbrunnenareal Platz für die geplante Wohnüberbauung. Dank dem Verkaufserlös habe die Gemeinde später genügend Geld für einen grösseren Erweiterungsbau beim Lutertal. Falls sich die gemeinderätliche Variante durchsetze, könnte die Verschuldung der Gemeinde auf 35 Millionen steigen, rechnet das Komitee vor. «Bolligen hätte pro Kopf also mehr Schulden als die Griechen.» Noch etwas anderes spreche dafür, den Erweiterungsbau später zu realisieren: «So bliebe genug Zeit, eine sichere Lösung für jene Kinder zu finden, die nach der Zusammenlegung der Schulen die Hauptstrasse überqueren müssen.»