Bolligen - Vier Millionen Franken sollen schon 2016 fliessen
Für den Verkauf des Flugbrunnen-Areals hat Bolligen die Rahmenbedingungen festgelegt.
Mit dem Areal der Schulanlage an der Flugbrunnenstrasse in Bolligen soll es einen Schritt vorwärtsgehen. Die Gemeinde hat gestern die Zonenplanung für die geplante Überbauung und die Rahmenbedingungen für den Verkauf vorgestellt. Das etwa 1,4 Hektare grosse Areal an bester Wohnlage im Zentrum Bolligens wird frei, weil die Gemeinde im Lutertal für rund 11,5 Millionen ein neues Schulgebäude erstellt. Die hohen Investitionen im Lutertal sollen durch den Verkauf des Schulareals an der Flugbrunnenstrasse kompensiert werden.
Gemeinde hofft auf viel Geld
Genehmigt die Gemeindeversammlung am 17. November die Umzonung des Areals, so macht sich der Gemeinderat auf die Suche nach einem Investor. Die Versammlung wurde ins Kirchgemeindehaus verlegt, weil ein grosser Aufmarsch erwartet wird. Beim Areal handle sich um ein «Filetstück», sagte Gemeinderat Markus Walther (SVP). Es ist anzunehmen, dass das Grundstück bei potenziellen Investoren hohes Interesse auslösen wird. Gerechnet wird mit einem Quadratmeterpreis von rund 1000 Franken, was etwa 11 bis 12 Millionen Franken in die Kasse der Gemeinde spülen würde.
Bereits im nächsten Jahr soll eine erste Tranche von vier Millionen Franken fliessen. Bolligen braucht Geld, die Finanzlage ist stark angespannt, was eine erneute Steuererhöhung nach sich zieht (siehe Artikel unten). Auch wenn der Verkauf nächstes Jahr tatsächlich bereits unter Dach und Fach gebracht werden kann, so wird es doch noch einige Jahre dauern, bis auf dem Areal die ersten neuen Gebäude stehen.
Die Vorarbeiten für die nun vorliegende Zone mit Planungspflicht gestalteten sich aus verschiedenen Gründen knifflig. Zwei Parzellen auf dem Areal gehören Privatpersonen. Um das Geschäft für Investoren zu vereinfachen, hat die Gemeinde mit den Privaten ein Kaufrecht vereinbart, wie Gemeinderat Walther erklärte. Diese Planungssicherheit ist aber nicht gratis zu haben.
Die beiden Parteien erhalten je 150 000 Franken für ihr Zugeständnis. Diese Entschädigung scheine auf den ersten Blick hoch, sagte Walther, man müsse sich aber auch vor Augen halten, dass die Abmachung für die Privatpersonen sehr emotional sei. Zudem müsste bei einem Nein der Liegenschaftsbesitzer ein Grenzabstand eingehalten werden, wodurch die Gemeinde einige Hundert Quadratmeter Land «opfern» müsste.
Langwierige Verhandlungen
Wird auf dem Areal gebaut, werden die Privatpersonen ihre Häuser räumen müssen. Welchen Preis sie für den Verkauf ihrer Liegenschaften vom späteren Investor erhalten werden, ist bereits vereinbart. Die Höhe des Betrag ist aber nicht öffentlich. Die Verhandlungen waren langwierig: In einer ersten Runde stellten sich die Privatpersonen auf die Hinterbeine. Daraufhin nahm der Gemeinderat ihre Parzellen aus der Planung. Der Wert ihres Landes hätte sich somit nicht erhöht. Daraufhin kam eine Einigung zustande.
Knifflig ist das Geschäft aber auch, weil sich die Gemeindeverwaltung und das Feuerwehrmagazin auf dem Areal befinden. Die Gemeinde möchte das Feuerwehrmagazin an Ort und Stelle belassen, bei der Gemeindeverwaltung wäre eine Verschiebung in eines der neuen Gebäude auf dem Areal denkbar.
[i] Budget 2016 - Defizit trotz Steuererhöhung
Die Finanzen werden immer mehr zu Bolligens Sorgenkind. Nun sollen die Steuern auf 1,6 Einheiten steigen.
Die Sanierung der Personalvorsorgestiftung Bolligen-Ittigen-Ostermundigen PVS B-I-O und der Wegzug von Coca-Cola strapazieren die Finanzen der Gemeinde Bolligen. Deshalb schlägt der Gemeinderat eine Steuererhöhung auf 1,6 Einheiten vor. So bleibe man einigermassen im Gleichgewicht, sagte Gemeinderat Walter Wiedmer (FDP) gestern an einer Medienkonferenz.
«Wir stecken in einem schwierigen finanziellen Umfeld.» Zudem seien auch die Zahlungen an den Kanton weiter angestiegen. Zum Beispiel muss Bolligen über 200 000 Franken mehr in den Finanz- und Lastenausgleich einzahlen. Bei einem Aufwand von knapp 30 Millionen Franken ist im Budget 2016 trotz Steuererhöhung und Sparmassnahmen ein Defizit von 500 000 Franken vorgesehen. Zuletzt erhöhte die Gemeinde auf das Jahr 2011 die Steueranlage von 1,4 auf 1,5 Einheiten.
Eigenkapital schmilzt
Die Sanierung der Personalvorsorgestiftung PVS B-I-O wird an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung im März 2016 behandelt. Wahrscheinlich wird aber ein Teil der Kosten für die Sanierung bereits dem laufenden Jahr belastet. Zudem ist auch im Budget 2015 ein Defizit vorgesehen. Das Eigenkapital von derzeit noch 3,7 Millionen Franken dürfte also stark zurückgehen. Zudem muss die Gemeinde mit der neuen Schulanlage im Lutertal auch hohe Investitionen stemmen. Dadurch steigt die Schuldenlast weiter an, nach den Prognosen auf über 22 Millionen Franken im kommenden Jahr.