Bolligen - Sparappell an den Gemeinderat
Die defizitäre Rechnung der Gemeinde Bolligen gab an der Gemeindeversammlung Anlass zur Sorge. Ein neues Feuerwehrfahrzeug wurde trotzdem bewilligt.
Bolligen hat in finanzieller Hinsicht auch schon rosigere Zeiten erlebt, sagte Peter Pfenninger (FDP), Ressortvorsteher Finanzen, an der Gemeindeversammlung am Dienstagabend. Tatsächlich hat die Gemeinde in den letzten drei Jahren stets eine negative Rechnung vorgelegt – und jedes Mal fiel die Rechnung auch noch schlechter aus als budgetiert. 2010 resultierte ein Minus von 628 000 Franken, vorgesehen war ein Defizit von 171 000 Franken. Das Eigenkapital reduziert sich dadurch auf 3,5 Millionen Franken. «Es schmilzt dahin wie Schnee an der Sonne», sagte Pfenninger dazu. Gleichzeitig wachsen die Schulden.
Die zunehmend ungemütliche Lage der Gemeinde sorgte für kritische Voten an der Gemeindeversammlung. Urs Klaeger, Präsident der Geschäftsprüfungskommission, rief den Gemeinderat dazu auf, in Zukunft «jeden Franken zwei Mal umzudrehen». «Wir können es uns nicht leisten, einfach so weiterzufahren.» Man habe die Steuererträge zu optimistisch budgetiert, sagte Jean-Pierre Remund (FDP). Man werde der Rechnung nur «zähneknirschend» zustimmen, erklärte Marianne Zürcher (SVP). Thomas Zysset (SP) schlug vor, die Erhöhung der Liegenschaftssteuern zu prüfen. Diese seien in Bolligen tiefer als in den meisten anderen Gemeinden in der Region Bern. Die Rechnung wurde trotz der Kritik einstimmig gutgeheissen. Danach ging es um ein neues Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Bolligen für 560 000 Franken. Das alte, 1992 beschaffte Fahrzeug ist seit Oktober 2010 nicht mehr einsatzfähig, eine Reparatur käme auf 90 000 Franken zu stehen. Ein neues Fahrzeug sei die wirtschaftlichere Variante, sagte Gemeinderat Markus Walther (SVP). Einen Occasionsmarkt für Feuerwehrfahrzeuge gebe es nicht.
Mehrere Votanten waren jedoch der Ansicht, man solle nun mit dem Sparen Ernst machen, das alte Fahrzeug möglichst günstig reparieren und auf ein neues verzichten. Anwesende Feuerwehrleute sprachen sich für den Kredit aus. Die Abstimmung war knapp: Mit 48 zu 44 Stimmen wurde die Anschaffung des neuen Fahrzeugs bewilligt.