Bolligen - Gerüche aus Kaffeerösterei sorgen für Unmut

Die Kaffeerösterei in Habstetten in der Gemeinde Bolligen ist einigen Anwohnern ein Dorn im Auge. Der Betreiber überlegt sich nun, das Geschäft zu verlegen.

Lisa Stalder / Der Bund
Während es für die einen nichts Angenehmeres gibt als den Geruch von geröstetem Kaffee, ist er für die anderen nur ein grosses Ärgernis. So zum Beispiel für zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner der Kaffeerösterei in Habstetten in der Gemeinde Bolligen.

Seit rund einem Jahr betreibt Fritz Gerber im alten Feuerwehrmagazin im Dorf seine Rösterei. Und: «Fast ebenso lange beklagen sich einige Nachbarn über Geruchsimmissionen», sagt Gemeindepräsident Rudolf Burger (bolligen parteilos) auf Anfrage.

Verschiedene Leute hätten sich bei der Gemeinde beschwert, dass sie im Sommer ihre Häuser nicht mehr lüften könnten. «Viele sagen, dass der Geruch nicht mehr aus dem Haus und aus den Kleidern wegzubringen sei», sagt Burger. Kaspar Glatthard, dessen Haus neben der Rösterei steht, kann dies bestätigen: «Oft riecht es hier wie nach verkochter Milch.»

Anfang Dezember kamen der Gemeindepräsident, der Bauverwalter, der Rösterei-Betreiber sowie rund zehn Anwohnerinnen und Anwohner zusammen, um das Problem zu diskutieren. «Dabei ging es nicht darum, Herrn Gerber aus dem Dorf zu vertreiben», betont Glatthard. Und: «Wir wollen einem Kleingewerbler nicht sein Geschäft kaputt machen.» Man habe vielmehr versucht, eine Lösung für das Geruchsproblem zu finden. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, das bestehende Biofilter-System zu verbessern und zusätzlich einen Kamin zu bauen.

Gerber denkt über Umzug nach

Gerber überlegt sich zwar, diese Massnahmen umzusetzen, doch ist er nicht sonderlich zuversichtlich: «Wenn ich ein Baugesuch für einen Kamin einreiche, hagelt es bestimmt Einsprachen.» Denn um das Geruchsproblem endgültig zu lösen, müsste der Kamin sehr hoch sein, so Gerber. Er glaube, dass dies vielen Anwohnerinnen und Anwohnern wohl etwas Mühe bereiten würde. Deshalb überlege er sich ernsthaft, sein Geschäft an einen anderen Ort zu verlegen; «die Frage ist nur, ob ich etwas finde».

Sein Vertrag mit der Gemeinde, die ihm die Räumlichkeiten im alten Feuerwehrmagazin vermiete, laufe zwar noch für vier weitere Jahre. Doch: «Ich möchte lieber nicht an einem Ort bleiben, an dem ich nicht wirklich willkommen bin.» Bevor er nach Habstetten gekommen sei, habe er eine Rösterei in der Nachbargemeinde Ittigen betrieben, sagt Gerber. «Dort hatte ich nie solche Probleme.»

Liegenschaft ist «Allgemeingut»

Gerber glaubt deshalb, dass sich die Klagen nicht nur auf die Geruchsimmissionen beziehen, sondern vor allem auf die Tatsache, dass im alten Feuerwehrmagazin eine Rösterei betrieben wird. «Da die Liegenschaft der Gemeinde gehört, ist sie in gewissem Sinne Allgemeingut.» Bereits als er eingezogen sei, hätten sich zahlreiche Leute bei ihm beschwert, dass sie sich etwas anderes vorgestellt hätten. «Mir wurde gesagt, dass an dieser Stelle eine neue Bushaltestelle oder ein Versammlungsraum geplant war.»

Glatthards Aussage zielt in eine ähnliche Richtung: «Ein Problem besteht darin, dass uns die Gemeindebehörden nicht gut informiert hatten.» Die Anwohner hätten bis zuletzt nicht gewusst, dass in das alte Feuerwehrmagazin eine Rösterei einziehen werde.

Vorerst reine Luft für Anwohner

Während der nächsten vier Monate können die Bewohnerinnen und Bewohner Habstettens vorerst wieder tief durchatmen: Gerber ist für einige Monate anderweitig beschäftigt. Was danach geschieht, könne er derzeit noch nicht sagen. «Ich hoffe natürlich, dass ich bis dahin einen geeigneten Raum gefunden habe.» Er möchte in der Nähe von Ittigen und Bern bleiben, schliesslich habe er sich hier in den letzten 13 Jahren einen grossen Kundenstamm aufbauen können.

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Erstellt: 31.12.2009
Geändert: 31.12.2009
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