Bolligen - «Die Eulen fliegen mir einfach zu»

200 Eulen besitzt Martha Zürcher aus Bolligen – allerdings keine lebenden. Und: Sie stammen aus allen Ecken der Welt, sind gefertigt aus jedem erdenklichen Material.

Franziska Zaugg, Berner Zeitung BZ
Die Wohnung von Martha Zürcher ist voller Eulen: Sie sitzen auf dem Bücherregal, hängen als Mobile von der Decke oder zieren Kissen auf dem Sofa. 200 Stück zählt die Sammlung der 73-Jährigen, dennoch betont sie gleich zu Beginn des Gesprächs: «Ich bin keine vergiftete Sammlerin, die Eulen fliegen mir einfach zu.» Das stimmt – auch wenn es sich nicht um lebende Tiere handelt. Die meisten dieser «Huuri», wie Martha Zürcher die Vögel umgangssprachlich nennt, sind Geschenke. Es sind Mitbringsel aus fernen Ländern, Präsente zum Geburtstag, zu Weihnachten oder einfach so – von Freunden, Verwandten, den Kindern und mittlerweile auch den Grosskindern. «Das erste Huuri, eines aus Stein, schenkte mir meine Schwester vor 50 Jahren.» Warum, weiss Martha Zürcher nicht mehr. Sie vermutet aber, dass ihre Schwester auf die Idee kam, weil sie nahe am Wald aufwuchsen und abends oft dem Laut eines «Huuri» lauschten. Eine weitere Eule kaufte sie sich selber, stellte sie neben die geschenkte in die Stube und liess wohl so bei Besuchern die Idee aufkommen, dass sie eine Vorliebe für diese Tiere habe und gar eine Eulensammlerin sei.

Freude an Selbstgemachtem

Ein Rundgang durch ihre Wohnung in Bolligen vermittelt den Eindruck, dass es wohl kein Material gibt, aus dem nicht eine Eule gefertigt werden kann: Sei es ein filigraner Scherenschnitt, eine kleine Skulptur, geschnitzt aus Wachs, oder Eulen, aufgemalt auf Kerzen, genäht aus Fell, zusammengeklebt aus Muscheln oder geformt aus Ton. Besonders freut sie sich an den selbst gemachten Exemplaren von Bekannten. Wie etwa der Fadengrafik auf Holz, die ein Bub, den Martha Zürcher als Tagesmutter betreute, eigens für sie erstellte. Oder das Kissen in Eulenform, dass ihr Enkel im Handarbeitsunterricht nähte – entgegen der Aufgabe der Lehrerin, ein Delfinkissen zu fertigen. «All diese Geschenke zeigen mir auch, dass die Leute an mich denken, wenn sie eine Eule sehen.» Eines ihrer Lieblingsstücke ist ein Glasbild, das ihr Sohn von einer Reise nach Kolumbien mitbrachte. «In südlichen Ländern werden die Eulen bunt dargestellt. So machen die Vögel meine Wohnung nicht trist, im Gegenteil: Sie bringen Farbe hinein.»

Vögel und ihre Geschichten

Zwar ist die Sammlung ungewollt entstanden, doch hergeben möchte Martha Zürcher ihre «Huuri» nicht mehr. «Grösser werden muss die Sammlung jedoch nicht, denn wer soll sie einmal übernehmen, wenn ich nicht mehr da bin?» Und die vielen Eulen geben halt entsprechend viel abzustauben. Doch das sei alles andere als eine mühsame Arbeit: Dabei erinnert sich Martha Zürcher nämlich gerne an all die Geschichten, wo die «Huuri» herkommen und wie sie in ihrer Wohnung gelandet sind.

Autor:in
Franziska Zaugg, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 09.01.2013
Geändert: 09.01.2013
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