Biglen - Volltreffer mit "Dr Goalie bin ig"
Kälte und Schnee zum Trotz fanden sich rund 80 Personen in der Gemeindebibliothek in Biglen ein. Der Anlass: Der Berner Autor Pedro Lenz las aus seinem ersten Roman „Dr Goalie bin ig“, eine Geschichte in Mundart. Ein voller Erfolg, wie sich herausstellte
„Ein Rekord“, stellte Renate Studer, Bibliotheksleiterin, fest. „So viele Stühle waren bei einer Lesung noch nie besetzt.“
Auch die Zuhörerschaft zeigte sich begeistert. „Wie Pedro Lenz erzählt… da entstehen Bilder vor meinem inneren Auge, da lebe ich förmlich in der Geschichte mit“, schwärmte einer der Anwesenden.
Eine kurzweilige Stunde lang entführte Pedro Lenz die Zuhörer in die Welt vom „Goalie“, dem liebenswerten Protagonisten, der mit seiner trockenen und doch bestechend ehrlichen Redeweise manche Lachsalven, aber auch verständnisvolles Nicken bei der Zuhörerschaft hervorrief.
Es ist ein feinfühliges Porträt, das Pedro Lenz zeichnet. Das Porträt eines ehemaligen Drogenabhängigen in den 80er Jahren, der nach einer Gefängnisstrafe in sein kleines Dorf im Mittelland zurückkehrt – zurück zur Serviertochter Regula „Regi“, die seine Liebe nicht erwidert. Zurück zu den Problemen, die sich ihm im Alltag stellen und vor denen er zuweilen auch mal mit mehr oder weniger Alkohol entflieht.
Zurück zu einem Leben, einem Geflecht aus Geschichten, die „Goalie“ manchmal auch erzählt, wenn niemand zuhört.
Um so gespannter hörten die Anwesenden bei der Lesung in Biglen zu, während Pedro Lenz mit seiner einprägsamen Stimme Ausschnitte seines Spoken-Word-Romans vorlas - kein Wunder, dass er für dieses Buch mit dem Berner Literaturpreis 2010 ausgezeichnet wurde.
Lenz’ Faible für Sprachen und insbesondere für die Mundart beeindruckte alle Anwesenden. Die geschickt arrangierten Satz- und Klanggebilde geben der Geschichte eine ungewöhnliche Lebendigkeit und Dichte, die Neugierde weckt und die Spannung aufrechterhält.
Das Zuhören war ein wahrer Ohrenschmaus, zumal Lenz seine Figuren mit sorgfältig rhythmisierter und intonierter Sprache lebendig werden liess. In diesen Genuss lohnte es sich auch dann noch zu begeben, wenn man das Buch bereits gelesen hatte. Dies war bei einigen Anwesenden in Biglen der Fall. „Aber zuelose isch haut scho öppis Anders, Idrücklichers.“, meinte ein Anwesender.
Und während die Besucher mit ihren handsignierten Ausgaben durch die Kälte nach Hause zogen, klang wohl noch in manchem Ohr die sonore Stimme Pedro Lenz‘ nach: „Aagfange hets eigetlech vüu früecher…“