Bern-Ost Chöre: Männerstimmen sind rar und begehrt

Mindestens drei Chöre in der Region suchen momentan per BERN-OST Inserat nach neuen Sängern und Sängerinnen. Vor allem Sängern. Denn eine Umfrage in kleinen und grossen Chören der Region macht klar: Männerstimmen sind ein rares und begehrtes Gut in der Chor-Szene.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
"Jodlerchörli Daheim Münsingen sucht Sänger in allen Stimmlagen", "Nachwuchs gesucht im Kinderjodlerchörli Aaretal", "Männerchor Oberthal sucht Sänger in allen Stimmlagen". So lauten die Inserate. In ihrer Häufung klingen sie verzweifelt. 

Auch ohne Tracht willkommen

Noch sieben Kinder singen momentan im Kinderjodlerchörli. Das seien bei weitem nicht genug, sagt Leiterin Trudi Emmenegger. "Aber aufhören wollen wir nicht. Denn die sieben sind wirklich gut und haben Freude." Emmenegger verteilt nun Flyer in Schulen, Beizen, Kindergärten. Ab fünf Jahren ist man im Chörli willkommen. Vorkenntnisse braucht es nicht. Und wenn ein Kind zuhause keine Tracht im Schrank habe, sei das auch kein Hindernis. "Für Auftritte habe ich welche parat."

Trudi Emmenegger leitet auch das Jodlerchörli Daheim Münsingen. Sie spricht das Hauptproblem als Erste an "Wir brauchen vorallem Tenöre, also Männer." Den traditionellen Anteil von ein oder zwei Frauen pro Chor ist schon längst überschritten. "Aber das macht nichts, wir gehen mit der Zeit."

Viel Kameradschaft für wenig Aufwand

Die fehlenden Männer machen natürlich besonders den Männerchören zu schaffen. Männerchor Oberthal-Präsident Hansueli Brunner: "Wir sind noch achtzehn, aber es mingert. Und wir werden älter." Ganz im Gegensatz zum Frauenchor im Ort. "Der ist gross und es machen viele junge mit." Dabei sei der Aufwand im Männerchor nicht sehr gross. "Wir proben nur im Winterhalbjahr. Das kommt noch von damals, als im Dorf fast nur Bauern waren." Wichtig sei ihnen auch die Kameradschaft. "Nach der Probe gehen wir etwas Trinken und einmal im Jahr machen wir mit unserer Dirigentin zusammen einen Ausflug."

Doch auch gemischte Chöre kennen das Problem. Bei den Pigiluna Singers aus Biglen kommen auf dreissig Frauen gerade mal acht Männer. Im fünfundzwanzigköpfigen Jugendchor Big One, auch aus Biglen, singen gar nur vier Männer.

"Bringt Eure Männer mit!"


Was tut man in den Chören dagegen? "Männer direkt ansprechen, nach Konzerten das männliche Publikum zu Proben einladen, die Sängerinnen bitten, ihre Männer für den Chor zu gewinnen, die Sänger, die man hat, pflegen", geben die Dirigenten und Dirigentinnen Auskuknft. 

Offen bleibt die Frage, warum so wenige Männer im Chor singen wollen. Denn: Singen ist gut für Kopf, Herz und Verstand. Und: Wer als Mann in einem gemischten Chor singt, kann sicher sein, so richtig geschätzt zu werden. Wer wünschte sich das nicht?

Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 12.11.2013
Geändert: 12.11.2013
Klicks heute:
Klicks total: