Bern-Ost - Der Robidog fürs Ross

Was machen gegen unliebsamen Pferdemist auf den Quartierstrassen? Pferdefreunde aus der Region haben eine mögliche Lösung gefunden. Ihr Entsorgungsset, der Mistboy, soll schon bald die Strassen im öffentlichen Raum säumen.

Quentin Schlapbach, Berner Zeitung BZ

Das Timing ist perfekt. Just als Kamera und Notizblock beim Reitstall Hubel oberhalb von Worb eintreffen, legt Saphir de nuit los. Der 9-jährige Hengst – Rasse Schweizer Warmblut – muss gross. Geschätzte zwei Kilo frischer Pferdemist landen auf dem Asphaltboden. Es ist einer von fünf bis zwölf Stuhlgängen, den ein ausgewachsenes Pferd wie Saphir de nuit pro Tag hat. Nicht immer fallen die dampfenden Pferdeäpfel direkt vor der Stallung nieder. Auch auf einem Ausritt durchs Wohnquartier kann es passieren. Und genau solche Vorfälle sorgen für Reklamationen bei den Rösselern.

150 Mistboys stehen bereit

Niklaus Bernhard will diesen Klagen ein Ende bereiten. Mit seinem Verein Pferd und Umwelt alt Amt Konolfingen stellt er neu ein Werkzeug zur Verfügung, welches das Konfliktpotenzial rund um die Pferdeäpfel aus dem Weg räumen soll. Mistboy heisst die Robidog-Variante für Pferde. Eine Schaufel, ein Rechen und ein Container gehören zum Entsorgungsset dazu. Damit gezeigt werden kann, wie das System funktioniert, hat Saphir de nuit bereits die Vorarbeit geleistet. Das Demonstrationsexemplar liegt bereit am Boden. Bernhards Tochter Andrea schnappt sich Schaufel und Rechen, lädt den Misthaufen auf und versorgt ihn in den grünen Container, der daneben steht. Fertig ist die Hexerei, ein Aufwand von wenigen Sekunden. Abholen kann den Inhalt dann die örtliche Grünabfuhr.

Dieses System soll bald in allen Gemeinden des alten Amts Konolfingen zur Anwendung kommen. Jedenfalls dort, wo ein Bedarf besteht. «Die Gemeinden können sich gerne bei uns melden», sagt Bernhard. 150 Mistboys stehen bereit für einen Einsatz. Diese können an den sensiblen Orten, vor allem in den Wohnquartieren, aufgestellt werden.

Denn es gibt sie wirklich, die Hotspots. Orte, wo die Pferde besonders gerne und häufig ihren Haufen legen. Ein geübter Reiter spüre das sogar, sagt Bernhard. «Wenn man sie aus dem Stall holt, legen sie meist 200 bis 300 Meter später los», sagt Bernhard. Entsprechend kann man einen Mistboy ziemlich genau anvisieren, wenn man den sechsten «Pferde-Sinn» hat.

Wichtrach hat ihn bereits

Die erste Gemeinde, die den Mistboy bereits einsetzt, ist Wichtrach. «Dort gab es im letzten Sommer besonders viele Reklamationen von Anwohnern», sagt Bernhard. Das Fazit nach den ersten beiden Monaten ist zweigeteilt. Das Positive: Die Reklamationen haben aufgehört. Das Negative: Der Mistboy kommt kaum zum Einsatz. Die Rösseler scheinen von den Reklamationen letzten Sommer so sensibilisiert zu sein, dass sie auf ihren Ausritten direkt unbewohntes Gelände ansteuern. Dort ist Pferdemist kein Problem.

Jedoch gilt festzuhalten: Gesetzlich verpflichtet, den Mist von den Strassen zu räumen, sind die Rösseler nicht. Jedoch reagieren Gemeinden oft mit Reitverboten für gewisse Strassenabschnitte, wenn sich viele Anwohner beschweren. Denn, um es Deutsch und deutlich zu sagen: Wo ein Pferd wie Saphir de nuit hinläuft, kann man besser steuern, als wo es hinscheisst.


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Erstellt: 16.06.2016
Geändert: 16.06.2016
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