Baustart in Kambodscha: Geister besänftigen, um besser zu lernen
Das von der Kirchgemeinde Konolfingen mitfinanzierte Schulhaus im kambodschanischen Dorf Rajohmin ist auf gutem Weg. Noch fehlt Geld für den Innenausbau und die Infrastruktur, der Bau des Hauptgebäudes ist aber gesichert.
Eigentlich hätte der ehemalige Niederhüniger Red Ernst die Sommerferien in der Schweiz bei seinem Sohn verbringen wollen. Nun ist er wegen der Corona-Pandemie in Kambodscha blockiert. "Ich müsste auf der Rückreise in Thailand in Quarantäne, und das kann ich mir nicht leisten", erklärt er. Die Blockade habe aber auch ihr Gutes. Anders als geplant könne er die Arbeiten am Schulhausneubaus so selber leiten.
"Damit Energien nicht blockiert werden"
Noch steht das Schulhaus in seinem Heimatdorf Rajohmin nicht, es ist aber auf gutem Weg. Letzte Woche wurden im Sinne eines Spatenstichs erste Fundamente in den Boden gegraben und dieser symbolische Baustart mit einer Zeremonie begangen. Mit dabei: Bauherr Red Ernst und die Dorfältesten von Rajohmin. Ein ehemaliger Mönch hielt die Zeremonie ab, mit der die Geister besänftigt werden sollen. Damit der Bau unter ihrem Schutz gut und ohne Unfälle voran geht, damit das Haus stabil wird, aber auch damit die Schüler*innen dereinst gut lernen können, ihre "Energien nicht blockiert sind", wie Ernst es ausdrückt.
Aktuell wird das Fundament ausgehoben. Dieses wird mit grossen Steinen betoniert, danach folgen die Stützsäulen aus armiertem Beton. Die Wände werden dann aus handgemachten Ziegelsteinen gebaut. "Dank uns lebt das Handwerk der traditionellen Ziegelproduktion wieder auf im Dorf. Ausserdem kommt es so auch günstiger, als wenn wir vorgefertigte Ziegel kaufen würden."
Geld reicht noch nicht für alles
Das Geld: Der Bau des Schulhauses wird finanziert von Red Ernsts Verein Sol-Sorya Cambodia, der wiederum massgeblich von der Kirchgemeinde Konolfingen unterstützt wird (BERN-OST berichtete). Noch fehlen rund 20'000 Franken in der Projektkasse. "Für den Rohbau des Gebäudes reicht es. Aber für den Innenausbau und die Möblierung müssen wir noch Geld auftreiben", sagt Ernst.
Red Ernst wuchs bis zum Alter von sieben Jahren in Rajohmin auf. Im Bürgerkrieg wurde er entführt und als Kindersoldat missbraucht. Nach gelungener Flucht fand er über das Rote Kreuz den Weg zu Adoptiveltern in Deutschland. Später heiratete er eine Schweizerin und lebte mit ihr und dem gemeinsamen Sohn in Niederhünigen. Inzwischen ist das Paar getrennt und Ernst hat seinen Lebensmittelpunkt nach Kambodscha verlegt.