Allmendingen - Post schliesst endgültig

Ab heute werden keine Briefe mehr mit dem Poststempel «3112 Allmendingen» versandt. Denn gestern wurde die Post in Allmendingen geschlossen. Als Alternative wird im Dorf jetzt ein Hausservice angeboten.

Michael Bucher / Berner Zeitung BZ
Dienstagmorgen, Punkt neun Uhr. Wie gewohnt öffnet Vreni Jaussi an der Thunstrasse 30 die Poststelle 3112 Allmendingen. Die routinemässigen Handgriffe haben an diesem Morgen einen speziellen Charakter. Denn die Allmendinger Post wird zum letzten Mal geöffnet. Die 500-Seelen-Gemeinde bescherte dem eigenen Postlokal zu wenig Kunden und Umsatz. Also beschloss die Post mit der Gemeinde deren Schliessung.

«Ich finde die Schliessung insofern schade, weil ich gerne in kleinen Postbetrieben wie hier in Allmendingen arbeite», sagt Vreni Jaussi. Ab sofort wird Vreni Jaussi ihre Stellenprozente bei der Freudenberger Post in Bern, wo sie hauptsächlich arbeitet, aufstocken.

An diesem letzten Morgen wird Vreni Jaussi von Marcel Tettamanti aufgesucht. Er ist Leiter des Poststellengebietes Belp. Tettamanti begleitet die letzte Abrechnung und nimmt am Abend den Schlüssel des Postlokals entgegen. «Heute ist ein normaler Arbeitstag, es gibt keine Abschiedszeremonie im Postlokal», meint er weiter.

«Die Post hat vom Bundesrat den Auftrag, laufend die Kundenorientierung und Wirtschaftlichkeit zu verbessern», erklärt Yvonne Raudzus, Leiterin Kommunikation Mitte bei der Post. Deshalb überprüfe die Post die Nutzung und Frequenz ihrer Filialen, so Raudzus weiter.

Im Fall von Allmendingen zeichnete sich eine Schliessung schon vor einer Weile ab. Nach einer Überprüfung im Jahr 2007 sah es schlecht aus für den Erhalt der Postfiliale. Anfang dieses Jahres startete der Gemeinderat von Allmendingen noch einen letzten Rettungsversuch. Via Gemeindezeitung rief er die Einwohnerinnen und Einwohner dazu auf, die dorfeigene Post möglichst rege zu nutzen. Doch es half nichts. Die Schliessung wurde unumgänglich.

Als Alternative hat sich die Post in Absprache mit dem Gemeinderat für einen Hausservice entschieden. Das geht so: Wer einen Brief abschicken oder eine Rechnung bezahlen muss, kann das von nun an beim Briefträger vor der eigenen Haustür erledigen. Der Kunde muss dabei ein Schild an seinen Briefkasten montieren, damit der Postbote weiss, dass er klingeln muss.

Mittels Vorbestellung ist auch der Bargeldbezug vom Postkonto möglich. Neu ist dieses Angebot nicht. Im Kanton Bern wurden seit 2001 164 Hausservices eingeführt, teilt Yvonne Raudzus auf Anfrage mit.

Mittlerweile ist es halb zehn Uhr im Allmendinger Postlokal. Sieben Kunden sind bisher aufgetaucht, um ihre letzten Postgeschäfte im Dorf abzuwickeln. Ein Einwohner, der anonym bleiben möchte, will den neuen Hausservice auf jeden Fall nutzen. Bei Geldtransaktionen wolle er aber auf Nummer sicher gehen: «Um Geld einzuzahlen, werde ich nach Rubigen auf die Post gehen.»

Walter Höhener gibt mit Wehmut den Schlüssel für sein Postfach ab: «Seit 35 Jahren komme ich nun jeden Morgen hier in die Post und leere mein Fach», meint er. Dass er das nun nicht mehr könne, findet er schade. Den Hausservice will er nicht nutzen: «Um Briefe abzuschicken, werde ich in Zukunft nach Muri gehen.»

Ein Artikel aus der

www.allmendingen.ch


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Michael Bucher / Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 01.10.2008
Geändert: 01.10.2008
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